Fred Plauze fuhr auf seinem Fahrrad durch die Gegend. Vor und manchmal neben ihm und ziemlich weit unten rannte Hund Ottokar, seines Zeichens stolzer Dackelmischling. Das Wetter war warm, sehr warm. Fred Plauze wäre viel lieber bei einem kühlen Bierchen vor dem TV hängen geblieben und hätte sich nicht bewegt, aber Ottokar musste ja nun einmal raus. Vielleicht tat frische Luft ja auch mal ganz gut, denn die Nachrichten im Fernsehen waren letztlich auch nicht so erfreulich, ein Massaker in Tunesien beherrschte fast alle Kanäle. Zudem hatte der Lieblingsverein gestern dann auch verloren und seine Else ging ihm mit ihrem Entsetzen bei Katastrophen "ach Gott ach Gott, wie fuuuurchtbar, und da waren auch DEUTSCHE bei... noch viel SCHLIMMER! Immer diese Terroristen und sowas kommt HIERHER!!!" auch auf den Sack.
Also zog er es vor, sein Fahrrad zu nehmen und mit Ottokar eine Runde zu verschwinden. Eine Runde Ruhe vor der Else war dann sicherlich doch die bessere Wahl und ohnehin würde ihr bald einfallen, dass der Hund wieder raus muss. Angefressen und fluchend trat er in die Pedale, bei dem schwülwarmen Wetter rannte Ottokar fast um sein kleines Hundeleben neben dem Fahrrad her, denn während bei seinem Herrchen das Gesicht schon rot anlief und der Schweiß in Strömen floss hat so ein Hund nun einmal ein Problem - er kann nicht schwitzen. Na ja, fast nicht. Er hat nur die Pfoten dazu - und das Hecheln. Aber wer dann als Hund rennen, dabei Luft holen und schnell hecheln muss um die Wärme aus dem Körper zu bekommen, ist eigentlich ein armes Schwein.
Nun denn, Herr Plauze bog auf den Wall ab und erstarrte. Da waren doch tatsächlich Hunde miteinander am spielen! Das ging ja mal gar nicht, das war VERBOTEN. Nicht, das einer der Hunde ihn oder Ottokar belästigt hätte, nicht im geringsten. Allein die Tatsache, das vier Hunde miteinander spielten um so auch Sozialverhalten zu trainieren, ließ Herrn Plauzes Gesicht noch zwei Nuancen dunkelröter werden. "DAS IST VERBOTEN! HIER IST LEINENPFLICHT!!!" brüllt er los und weil die Hunde zwar gerufen wurden aber nicht innerhalb von zwei Sekunden bei ihren Besitzern waren, sondern ob des warmen Wetters sich gemütlich auf den Weg dahin machten, brüllte Herr Plauze noch mal: "Das ist VERBOTEN!".
Ottokar indes fand es eigentlich ganz nett, andere Hunde zu treffen. Endlich mal andere Hunde, seinesgleichen und nicht immer nur Herrchen und Frauchen! Schwanzwedelnd machte er sich auf den Weg - und wurde mit einer ausladenden Armbewegung seines Herrchens schlagartig zurückgerissen und zusammengestaucht. Er wusste gar nicht, wie ihm geschah.
Mittlerweile waren die anderen Hunde alle ganz in Ruhe angeleint worden - und eigentlich... ja eigentlich hätte Fred Plauze nun weiterfahren können. Aber wie das manchmal so ist wenn man sich ohnehin ärgert, das Wetter dann auch noch nervt und der Blutdruck einen ohnehin schon aussehen lässt wie so ein halber Feuermelder, dann muss man auch so reagieren. Bei Fred Plauze war es, dass er etwas näher kam und brüllte: "Und jetzt will ich Ihre Personalien haben, aber SOFORT!". Schließlich braucht man ja ein Erfolgserlebnis, wenn einem ohnehin alles auf den Sack geht.
Wie schon geschrieben, es war nichts, rein gar nichts passiert, die Hunde wurden von ihrem Spiel abgerufen und angeleint und alles hätte in Butter sein können. Im Normalfall. Aber eben nicht mit einem Fred Plauze, den ignoriert man gefälligst nicht. Aber genau das haben die anderen Hundebesitzer getan. Was ihn dazu verleitete, ins Brüllen zu verfallen, dass er jetzt bitte sofort die Personalien haben möchte.
Und noch etwas... man gibt einem Fred Plauze keinen Gegenwind. Zum Beispiel, indem man ihn darüber aufklärt, das er überhaupt gar kein RECHT dazu hätte, die Personalien zu verlangen. Das hätten nur Leute vom Ordnungsamt oder der Polizei. So eine Unverschämtheit, vor ihm keinen Respekt zu zeigen! Plauzes Gesicht ging tatsächlich noch eine Nuance dunkler, das Gesicht glänzte vor Schweiß und Wut - und er fing an zu zittern.
Das merkte Ottokar, der nun gar nicht mehr wusse, was los ist und anfing zu kläffen. Gut, das kläffen hörte sich nach Schimpansengeschrei an, aber immerhin, mittlerweile war Ottokar auch abgenervt, nichts durfte er, sollte rumrennen, wird hart zurückgerissen und nun zitterte das rot angelaufene Herrchen auch noch! Das war ihm zu viel und was ihm blieb um seinen Dackelmixfrust abzureagieren war nun einmal kläffen und das so laut wie möglich. Schon gab es den nächsten Rupfer an der Leine, weil Ottokar die Klappe halten sollte und Fred Plauze mit zitternden Händen nach seinem Handy suchte. Um die Polizei anzurufen.
Weil zwei Hundehalter ihre spielenden Hunde wieder angeleint haben, die weder ihm noch seinem Hund irgendetwas getan haben und die ihm nun ihre Personalien nicht geben wollen. Unmöglich. Ganz schlimm, das gehört angezeigt, bestraft und am Besten eingesperrt!
Mit zitternden Fingern wählte er die Notrufnummer der Polizei und fing lang und breit an zu erklären, was ihm so Ungeheuerliches passiert ist. Allerdings wird das Gespräch etwas problematisch, weil Ottokar, weiterhin angestachelt durch sein Herrchen, nun einmal lautstark kläffte wie ein Schimpanse schreit und man das mit reissen am Flexigriff nun einmal nicht abstellen kann. Ist ja kein Radio mit Ausstellknopf, sondern ein Hund.
Und weil Herr Plauze gerade so schön beschäftigt war und erklärt, wie unglaublich dringend doch jetzt ein, nein, am Besten gleich mehrere Streifenwagen erforderlich sind, machen sich die Hundehalter kopfschüttelnd und lachend auf den Weg, bedanken sich gegenseitig für die tolle Spielzeit ihrer Hunde und warten auf die Großfahndung.
Und komisch, obwohl zwischendurch dann tatsächlich mal ein Streifenwagen an ihnen vorbeifährt werden sie nicht verhaftet. Armer Herr Plauze! Aber immerhin, nun hat er für mindestens zwei Wochen Gesprächsstoff - und hoffentlich kommt niemand dahinter, das er eigentlich fast keine Ahnung hat.
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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.