Samstag, 13. Juni 2015

Kunst: Ab in die Mitte! Ein Galerieableger auf Zeit

Es tut sich was in der Kunstszene hier. Neuruppiner Künstler gehen nach Berlin. Nicht, das hier nix los wäre – aber es gab ein wirklich tolles Angebot an unseren Galeristen für Gegenwartskunst und der hat sich dann wohl so gedacht: „Na ja, wir sind hier knapp ausserhalb des Speckgürtels und jetzt können wir mal so richtig ran an den Speck, mitten rein!“. Also genau dort, wo der Bär steppt, die Botschafter tanzen und die Quadriga in der Luft erstarrt ist (für die jüngeren Leser: das hat nichts mit einem youtube-Video zu tun, bei dem sich jemand mit einem Quad Stunts gemacht hat. Nur mal so nebenbei...). Finde ich voll gut. 



Aber was genau ist denn eigentlich passiert? Da sitzt der Galerist bei einem netten Glas Wein mit einem Kunstliebhaber aus Berlin zusammen, plauscht ein bisschen und dann sagt dieser Kunstliebhaber: „Ich hätte da in Berlin-Mitte ein Objekt, das leer steht. Bis es abgerissen wird, könnte man da doch eigentlich was drin ausstellen!“. Im Endeffekt also ein Projekt, das ich ähnlich schon in Wuppertal erlebt habe und sehr gut finde. Denn so haben die Eigentümer der Immobilien einen Blickfang der vielleicht Interessenten anlockt, Künstler einen Ort um sich zu präsentieren und Passanten sowohl etwas zu entdecken als auch einen schöneren Anblick als nur leere und verrammelte Schaufenster. 




Kurz darauf folgte dann eine Besichtigung und die Begeisterung unseres Galeristen. Ein Objekt wirklich mitten in der Stadt, Nähe Brandenburger Tor, dem Adlon und vielen Botschaften, von den Räumen her etwas schwierig, weil es eben nie als Galerie gedacht war – aber... Neuruppin hat ja nicht nur die Galerie für Gegenwartskunst zu bieten, sondern auch den Werkraum in der Bilderbogenpassage, fast vis a vis (gut, da braucht man wohl ausgeprägte Silberblicke um das vis a vis zu bezeichnen... aber egal, klingt jedenfalls gut!). 

 
Im Werkraum Uschi Jung war vorher die Fielmann-Filiale für einige Zeit untergebracht, als die an der Karl-Marx-Straße umgebaut haben. Kunst in problematischen Räumen? Kann sie. Also war dann schon mal klar, Uschi Jung wird beraten, mithelfen und dort auch einige Sachen ausstellen. Ihre phantastischen, oft riesigen Bilder haben dort viel Platz. Wenn ihr euch mit Werken von Uschi Jung beschäftigt, dann richtet euch drauf ein, das sie gerne ganz, ganz groß arbeitet – also auf mindestens einem vollen Quadratmeter Fläche – oder recht klein – in Postkartengröße. Wobei sie mittlerweile auch unter die Miniaturisten gegangen ist, als es darum ging, Werke für die Kunstautomaten zu schaffen. Ich mag Uschi sehr, sie gehört defintiv mit zu den rührigsten Künstlern in Neuruppin, hat viele tolle Ideen – und links oben hier, das Logo von Ruppi-Struppi, ist eine Gemeinschaftsarbeit von uns.

Der nächste Neuruppiner, der auch gerne mal großformatig arbeitet ist Jens Kanitz. Noch nie gehört? Kann sein, obwohl er eigentlich auch zu den eher rührigeren Leuten gehört. Aber alle Neuruppiner kennen mindestens eine Arbeit von ihm! Axis Mundi hat er die genannt; die Weltachse. Aber kaum jemand nennt sie so :-D, ihr kennt es eher unter „Weltenbaum“ oder „Kürbisbaum“ - es ist das Teil am Amtsgericht. Wenn ihr auf dem Gelände der Ruppiner Kliniken unterwegs wart, kennt ihr wahrscheinlich noch zwei Sachen von ihm, das sind Bronzeskulpturen. „Der Lauscher“ und „Die Luftgängerin“.

Dann gibt es noch eine Neuruppiner Künstlerin, die dort ausstellen wird und das ist Anke Gesell. Wobei ich zu Anke Gesell nicht so viel sagen kann, weil ich mit ihr nicht so viel zu tun habe. Aber man bekommt einen guten Überblick über das, was sie macht auf ihrer Homepage und ich kann euch auch so viel verraten: Sie malt auch sauschöne Hirsche. Aktuell ist sie auch mit einigen Werken im Werkraum Uschi Jung vertreten.

Ich finde es toll, das die in Berlin ausstellen, denn hier in der Galerie werden keine Arbeiten lokaler oder regionalen Künstler präsentiert. Das ist vom Konzept her grundsätzlich nicht vorgesehen – und auch voll in Ordnung, denn dafür gibt es unter anderem die Galerie am Bollwerk und aktuell ist im Werkraum auch eine Gemeinschaftsausstellung regionaler Künstler. Damit aber auch ein überregionaler und internationaler Flair im „Kunstraum auf Zeit“ ist, gibt es natürlich auch noch Werke von anderen Künstlern: 



Marion Menzel
hatte schon eine Ausstellung im Kunstraum Neuruppin, sie macht z. B. Kunst aus Tee. Klingt schräg, ist gewöhnungsbedüftig und nicht jedermanns Sache – aber es ist eine Kunstform. Dann wird etwas von Günter Grass vertreten sein, dessen Werke letztens noch im Kunstraum Neuruppin zu sehen waren und Holger Bunk, von dem ebenfalls ab und an etwas im Kunstraum ausgestellt wird und der in Reykjavik sogar einen Hund an eine Wand gemalt hat :-D. Dann wird es Werke von Mayumi Okabayashi geben. Allein der Name weckt doch schon Assoziationen zu "boah, lecker!" - und  schon deshalb habe ich Lust bekommen, auf ihre Homepage zu schauen und für mich festzustellen: Mag ich!

Alles in allem ist es eine bunte Mischung und sicherlich ist für jeden der die Ausstellung besucht, etwas dabei, was ihm gefällt – ob er nun großes Kunstverständnis hat und mit vielen Fremdwörtern davon um sich werfen kann oder nicht. Ich habe euch alle Homepages verlinkt und möchte euch vorwarnen – erwartet nicht immer eine professionelle HP bei der darüber nachgedacht wurde, wie lesbar letztlich Texte sind. Manche Homepagegestaltung ist anstrengender zu verarbeiten als die Werke der Künstler, die darauf vorgestellt werden.

Ab und an werden im „Kunstraum auf Zeit“ auch Veranstaltungen mit Leuten aus Neuruppin- stattfinden, die erzählen wie es sich in Neuruppin lebt und arbeitet – denn auch das ist Ziel der Ausstellung: Leuten Lust zu machen, Neuruppin zu entdecken, das sich ja nun wahrlich nicht verstecken muss und dessen Leben immer vielfältiger und bunter wird.

Wer sich die Ausstellung in Berlin gerne anschauen möchte, der findet sie in der Nähe vom Brandenburger Tor und dem Hotel Adlon in der Wilhelmstraße 57 – 58. Die Eröffnung ist am 19. Juni um 20 Uhr und insgesamt wird der „Kunstraum auf Zeit“ wohl bis September dort zu Gast sein. Weil alles in relativ kurzer Zeit auf die Beine gestellt wurde, schaut für Öffnungszeiten in Berlin doch bitte auf die Seite vom Neuruppiner Kunstraum, ruft an:
03391-6598225 oder mailt: info@kunstraum-neuruppin.de

Toll. Ich freue mich! 




Nachträge:

Teil 1 des Eröffnungsberichtes
 


Teil 2 des Eröffnungsberichtes
 










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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.