Sonntag war noch ein fahrradfreier Tag, weil wir in Berlin waren. Junior musste zum Fernbus um in den Urlaub zu fahren. Wie das so ist war der Ticketautomat im Zug mal wieder kaputt. OK. Umsteigezeit in Henningsdorf: 5 Minuten, Schlange vor dem dortigen Ticketautomaten: 10 Leute. Gaaanz toll. Nach Henningsdorf fährt die S-Bahn nur alle halbe Stunde, deshalb ist es ziemlich doof, wenn man einen Termin hat und die verpasst. Also in die S-Bahn rein. Und zumindest so weit fahren, bis man wieder eine engere Taktung hat um eine Hunde-Pinkel-Ticket-Kauf-Pause zu machen ohne den Bus am ZOB zu verpassen. Also irgendwo in der Pampa von Berlin. Natürlich nimmt der Automat dort auch keine Scheine. Nein, wo käme man denn hin, wenn man dort auch mit einem Geldschein bezahlen könnte!
Also manchmal denke ich mir so, die Verkehrsbetrieben wollen die Fahrgäste provozieren. Die Automatenbedienung ist ziemlich unübersichtlich, dann hakt es oft und der Vorgang geht nicht weiter, dann ist das Display oft wirklich widerlich verschmiert - und so als absolute Krönung darf man mit einem halben Kilo Kleingeld rumlaufen - oder eine Bankkarte. Bääääh.
Nun denn, wir haben es dann bis zum ZOB geschafft und Junior war tatsächlich der Letzte, der in den Bus eingecheckt hat. 10 Minuten vor Abfahrt! Der Bus war voll, ein Doppeldecker bis nach Groningen mit einem etwas blöden Gepäckraum - was sich dann erst nach diversen Zwischenhalten in Oldenburg herausstellte, denn der Koffer wurde als letztes oben drauf verstaut - und ist dann irgendwie bei jedem Halt immer mehr verschwunden. Nach 20 Minuten Koffersuche in Oldenburg ist Junior dann wohl komplett in das Gepäckfach geklettert (praktisch wenn man etwas kleiner ist), um ihn hinter einer Säule in einer von außen nicht sichtbaren Nische ganz unten zu ertasten. Immerhin.
Guck mal, die Gegend fährt vorbei! |
Joey und ich haben dann noch ein paar Stunden Anti-Stress-Training gemacht. Wir sind mit der S-Bahn bis zum Umsteigebahnhof für den Flughafen Tegel gefahren und von dort aus ging es mit dem TXL-Zubringerbus weiter. Joey ist ja noch nicht oft mit einem Linienbus gefahren und so war es ganz spannend für ihn und er hat es auch gut und manierlich gemeistert.
Sooo viele spannende Gerüche! |
Beim Flughafen war er dann total aufgeregt und kaum draußen hat ihn die Geruchsorgie die einen Hund dort erwartet, erst einmal umgehauen. Die Nase klebte binnen Sekundenbruchteilen auf der Erde und ich habe erst einmal zugesehen, das wir irgendwo an den Rand kommen, wo wir keinen stören. Wenn ich Joey die Zeit geben, die Umgebung erst einmal mit der Nase abzuscannen, dann ist alles nachher viel einfacher. So viel habe ich mittlerweile gelernt. Also durfte er die neue Umgebung erst einmal mit der Nase erkunden - und wir sind draußen vor dem Terminal herumgelaufen.
Und wo müssen wir jetzt hin? |
Danach ging es hinein - und ich hatte einen wunderbar aufmerksamen Hund, der meistens dicht an meiner Seite war und wenn mal etwas ganz interessant wurde und er die ganze Leinenlänger ausnutzen wollte, reichte ein kurzes Zurückholen. So sind wir ein paar Runden durchs Terminal gelaufen, Treppen rauf, Treppen runter, an allerlei Leuten vorbei, ablegen - an Hunden vorbei, die er ignorieren sollte und ich habe immer nur gedacht: "Boah, wie hat der Hund sich toll entwickelt!!!".
Man sieht ihm die Begeisterung schier an... :-) |
Hätte mir im Herbst 2013 jemand während ich Joey niedergerungen habe um ihn überhaupt bändigen zu können, gesagt, ich würde im Herbst 2015 mit Joey problemlos durch einen stark frequentierten Flughafenterminal laufen können, ich hätte ihn für bescheuert erklärt. Nachdem ich irgendwann dann auch endlich mal den Zeitschriftenladen im Terminal gefunden habe, sind wir wieder in die Stadt gefahren. Wieder mit dem TXL-Linienbus. Diesmal haben wir unsere Plätze ganz hinten gefunden und Joey konnte aus dem Fenster gucken. Es ging durch Moabit, das fand ich sehr spannend, wurde es mir doch vor einigen Jahren quasi so als menschenfressendes Monsterstadtteil von Berlin erklärt. "Bist du verrückt, du kannst hier doch nicht einfach vom Hof runter, weißt du nicht, das wir hier in Moabit sind?". Klang damals so ein bisschen nach Slum in Johannesburg. In Moabit gesellten sich einige russische Jugendliche zu uns. Joey hat unbestritten die Fähigkeit, Lächeln in Gesichter zu zaubern.
ab durch Moabit... |
Der Bus hat uns dann zum Hauptbahnhof gebracht. Hier ist auch immer viel los und es gibt lange Treppen, gläserne Aufzüge, viele Geräusche, viele Gerüche etc.. Nach einigem Herumlaufen und gucken wann der Zug nach Spandau fährt, damit wir auch irgendwann mal wieder in Neuruppin landen, haben wir dann Pause bei Fish´ n Chips gemacht. Joey hat sich unter den hohen Tisch gelegt und ich konnte in Ruhe essen. Weil er so brav war, gab es dann zur Belohnung einen Tintenfischring als wir wieder draußen waren. Joey kann jetzt übrigens auch Rolltreppen fahren. Das haben wir auch geübt.
Die Falt-Schüssel bewährt sich so ziemlich bei jedem Ausflug. Während der Wartezeit in Spandau ist dann erst Wasser und später Futter drin gelandet.
Dann kam der Zug von Spandau gen Wittenberge. Hurra! Die Heimat schon irgendwie fast wieder in greifbarer Nähe. Dachte ich. Da es draußen Herbst ist, wird drinnen im Zug dann die Heizung voll aufgedreht. Das kann die Bahn irgendwie nicht anders. Entweder ist es arschkalt oder brüllend heiß. Nun ja, fast durchgegarte Passagiere sind müde und maulen nicht so viel rum. Außerem war ja absehbar, das wir bald wieder aussteigen können. Dachte ich. Bis wir in Velten länger Aufenthalt hatten, weil es irgendwo auf der Strecke einen Unfall gegeben hat und erst einmal ein Bahnübergang geräumt werden musste.
Da Hunde dafür sorgen, dass man mit anderen Leuten schneller ins Gespräch kommt, ergab sich dann noch ein nettes Gespräch mit einer beruflich viel beschäftigten Dame, die nun ihren Urlaub in der beschaulich-ruhigen Gegend von Beetz-Sommerfeld verbringt. Vielleicht fährt sie ja einen Tag lang mal ein bis zwei Stationen weiter und besucht Neuruppin? Ich habe es ihr jedenfalls empfohlen.
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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.