Freitag, 13. November 2015

Von Hunden, Haltern und Kommandos... Teil 1


Letztens war ich mit jemandem unterwegs und wir haben uns über Hundeausbildung und Hundesport unterhalten. Irgendwann kamen wir dann auf jemanden, der Hundesport macht und einen ziemlichen Sprachfehler hat.

Ich habe noch ein etwas länger über das Gespräch nachgedacht und möchte hier einfach mal versuchen, mit einem der größten Mißverständnisse überhaupt ein bisschen aufzuräumen. Dem "das versteht der doch gar nicht!" oder dem, was ich oft bei Joey gehört habe: "Kann der denn überhaupt DEUTSCH?! Der kommt doch aus Griechenland!"




(Bild: Tierhilfe Finikounda)

Warum soll ein Hund eigentlich unbedingt DEUTSCH können? Und warum geht fast jeder Mensch eigentlich voll automatisch davon aus, ein Hund versteht automatisch die menschliche Sprache? Und umgekehrt - wieviel "Hund" sprechen eigentlich die Menschen?


Selbstverständlich wachsen viele Hunde mit dem Klang der menschlichen Stimme auf. Durch Beobachten, Versuch und Irrtum und durch Nachahmen von Verhalten anderer Hunde lernen sie, verschiedene Wörter mit bestimmten Verhaltensweisen und Reaktionen zu verknüpfen. Aber es ist nicht so, das sie "menschisch" so lernen, wie ich z. B. derzeit eine neue Sprache. Mit ganzen Sätzen und viel Grammatik. (Da fällt mir noch die Geschichte von Melanie aus unserem alten Reitstall ein. Die erzählte, ihr Vater hätte mal ein Kutschpferd gekauft. Aus Polen. Das wäre ein tolles Pferd gewesen, alles super. Nur hätte es dann nicht angehalten. Das typische deutsche Kommando ist ein langes, ruhiges "Haaaaalt!". Das Pferd war aber auf "stać " konditioniert. Ist also auch bei anderen Tieren so).

Weil Hunde darauf trainiert werden können, bestimmte Wörter mit bestimmten Handlungen zu verknüpfen, ist es ihnen auch völlig egal, ob ich ein deutsches Wort, ein russisches, eines in kisuaheli oder klingonisch nehmen würde. Es ist völlig egal, ob das Wort, das ich wähle "in menschisch" genau die Bedeutung hat, wie das Verhalten, das der Hund daraufhin ausführen soll oder eine völlig andere Bedeutung.


Kennt ihr Inspektor Columbo? In einem Film von 1978 ging es um "Mord per Telefon", bei dem Hunde darauf trainiert worden sind (<- klick mich, ich bin ein Link; zwar in englisch, aber gleich der erste Filmausschnitt ist das grandiose Ende von dem Film!) auf ein Codeword hin zu reißenden Bestien zu werden und so einen Mord zu verüben. Im Rahmen der Ermittlungen besuchte Columbo einen Hundetrainer, der einen Hund mit dem Kommando "Fass!" auf ihn losschickte. Was denkt ihr, ist dann wohl passiert? Gar nichts. Denn dieses Kommando war mit einem ganz anderen Verhalten als dem, zuzubeißen verknüpft. Ich glaube, der Hund hat sich gefreut wie Bolle oder so. Aber es war unglaublich eindrucksvoll.

Oder manche Leute, die meinem Hund ein Leckerchen geben wollen. Dafür soll der dann für sie oft etwas tun. Das war schon bei Farino so - und was denkt ihr, möchten die meisten Leute vom Hund als Gegenleistung für ein Leckerchen haben? "Gib Pfötchen!". Und dann stehen die da, sagen "Gib Pfötchen!" - und wundern sich, das der Hund sie doof anguckt und wenn sie Glück haben, errät, was die eigentlich von ihm wollen. Die nächste Reaktion der Leute ist dann, den Hund anzugucken, zu wiederholen "Gib Pfötchen!" - und dann zu sagen: "Das hast du wohl nicht gelernt!".




Das, was ich so auf die Schnelle an Bild gefunden habe... 

Joey noch nicht so richtig - aber Farino konnte das super. Wirklich. Aber auf "Take five". "Gib Pfötchen" hat er als Kommando so nie gelernt. Aber irgendwann wusste er, welche Leute das erwarten, damit er was in die Futterluke bekommt und hat dann auch auf "Gib Pfötchen" seine spikesbewehrte Pranke gehoben und dem Gegenüber in die Hand getatscht. Meist mit dem kleinen Hinweis dabei "Guck mal, ich habe Spikes!" also lange Krallen, die nicht einkürzbar waren, weil die Blutbahnen und damit auch Nervenbahnen weit in die Krallen hineinragten.

Von daher - es ist letztlich auch völlig egal, ob eine Person, die mit ihrem eigenen Hund trainiert, einen Sprachfehler hat oder nicht. UMSTELLEN müssen sich letztlich nur die ANDEREN in der Trainingsgruppe und der Trainer selbst. Denn sie müssen lernen, dass da jemand mit einem Sprachhandicap trainiert.

Ist der Mensch der den Hund trainiert, ausgeglichen, dann klappt es auch mit dem Training. ABER... wenn es nicht mit dem Training klappt, egal ob man klar hörbare Kommandos hat oder nicht, dann liegt es meistens an zwei bis drei anderen Dingen. 


Nummer eins ist - Hunden ist unsere Sprache eigentlich völlig schnurzpiepegal. Meistens werden sie ohnehin zugetextet wie doof und verstehen von dem ganzen Blabla wenn überhaupt nur einen kleinen Bruchteil. Man denkt immer, sie würden viel mehr verstehen von dem, was man mit Sprache sagt - das stimmt aber nicht. Weniger ist oft mehr und hilft Hund und Herrchen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Aber manchmal hat man halt so eine Art Sprechdurchfall und quatscht und quatscht und redet sich den Kopf halt frei - das ist in Ordnung. Aber dann sollte man von seinem Hund keine superintelligenten und heroischen Leistungen erwarten, denn dann darf er die Ohren zu 95 % auf Durchzug stellen. WEIL...



Fortsetzung folgt...

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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.