Es ist immer eine Gratwanderung zwischen „zu früh, da wäre noch was gegangen“ und Tierquälerei aus als Tierliebe bezeichneter Egoismus. Diese Gratwanderung hat mich auch sehr lange beschäftigt und ich habe sehr viel nachgedacht. Ja, fürs Herz, da wäre vielleicht noch was gegangen, da hätten Tabletten das kaputte Herz ein bisschen stabilisiert. Aber eben nicht alles Andere, was auch kaputt ist. Zudem – meine Mutter ist auch schwer herzkrank. Wenn sie hier in Urlaub ist, dann kommt sie nur einmal in unsere Wohnung – weil wir nun einmal im zweiten Stock wohnen. Und wenn ein gut eingestellter herzkranker Mensch schon Probleme bekommt, wenn er einmal so hoch klettern muss – wie ist es dann eigentlich wirklich mit einem Hund, der mehrfach am Tag so eine Strapaze auf sich nehmen muss? Dem man schon ansieht, wie ihm die Treppen zunehmend Probleme machen und der sich draussen eigentlich mehr und mehr über immer kürzer werdende Hunderunden schleppt und in der Wohnung fast nur noch liegt, weil er seine Kräfte für die nächste kurze Runde und die Treppe aufsparen muss?
Farino ist einer der vielen Hunde gewesen, die bis zur völligen Selbstaufgabe für ihren Menschen da sind, weil sie stolz sind, es ihm so recht wie möglich zu machen. Genau das ist bei solchen Hunden dann aber auch irgendwann der nahtlose Übergang von Tierliebe zur Tierquälerei – wenn der Mensch so etwas einfach ohne groß darüber nachzudenken, ausnutzt. Weil das Tier „noch läuft“, oder „der wedelt ja noch mit dem Schwanz“ oder es noch frisst und munter zu sein scheint. Sicherlich war ich bei manchen Tieren, die mich auf meinem bisherigen Lebensweg ein Stück begleitet haben, zu spät, weil ich die Anzeichen erst viel zu spät gesehen habe. Das tut mir leid. Letztendlich lernt man aber immer dazu – ausser man ist ein emphatieloses menschliches Wrack das Tiere aus dem Grund verrecken lässt, weil es Angst vor dem Tod hat.
Am 13. August 2015 ist Farino nach ziemlich genau 9 Jahren und 7 Monaten in meinem Arm und im Beisein von Joey für immer eingeschlafen. Er war ein toller Hund und wir sind dankbar für die Zeit mit ihm und was wir alles von und durch ihn lernen durften. Dafür, das er in guten und schlechten Zeiten für uns da war und mit viel Defensive und stoischer Ruhe alles mitgemacht hat. Kein Hund wird so wie Farino sein – genau so wie kein Hund wie seine Mutter Ferreira sein wird. Es wäre auch nicht gut und sehr langweilig. Was bleibt ist sehr viel Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit und das wir noch zwei wundervolle Jahren hatten, in denen nicht nur Joey viel gelernt hat.
Run free alter Mann... wir sehen uns wieder. Irgendwann in ferner Zukunft: "Abschied heisst, was Neues kommt, denn anderswo gibt´s ein Hallo, Abschied heisst, was Neues kommt, Abschied heisst Hallo..." (Rolf Zuckowski, Mich ruft mein Stern)
Mein aufrichtiges Mitgefühl....
AntwortenLöschenViele traurige Grüße
Sabine mit Socke