Dienstag, 3. März 2015

Area 53 und das UFO

Vom Brachland zum Einkaufladen. Wie geht das?
 

In Neuruppin hätten viele Bürger gerne ein paar größere Bekleidungsgeschäfte. Eine Initiative hat 2014 die Aktion „Wir wollen in Neuruppin einen H & M“ gestartet und auch letztens gab es auf Facebook eine interessante Diskussion über das Thema. Oft wird gesagt: „Aber wir haben doch in der Innenstadt noch leere Geschäfte!“. Ja, die gibt es. Aber die Flächen in diesen Geschäften sind viel zu klein für das Angebot solch großer Ketten. Es ist ja nicht nur die Verkaufsfläche – auch Lagerräume, Sozialräume, Büroflächen, Toiletten, Anliefermöglichkeiten und letztlich Parkplätze müssen vorhanden sein. Damit kommt man schnell auf die Größenordnung von mindestens 1500 qm umbauter Raum. Diese Größe gibt es in der Innenstadt nicht. Wirklich nicht.
 


Aber es gibt noch ein paar andere Voraussetzungen. Welche das sind und welche Hürden erst einmal überwunden werden müssen, möchte ich euch nach und nach erklären. Denn es ist einfach, immer zu sagen: „Na ja, WIR WOLLEN!“ und quasie einen Wunschzettel aufzuschreiben, was man hier gerne hätte, weil man es anderswo eben auch hat. Was aber alles dazu gehört – ich denke, das ahnen die Meisten nicht einmal ansatzweise – und mir ist auch das Argument: „Neuruppin hat zu wenig Kaufkraft“ mittlerweile ein bisschen zu wenig geworden um zu erklären, warum sich hier scheinbar nichts tut.


Wie schon im letzten Blogartikel erwähnt, habe ich diese Woche einen Acker fotografiert. Den hier:




Mittlerweile weiß ich, es ist das verkehrte Gebiet. Das kommt davon, wenn man nur irgendwelche Schriftvorlagen im Internet findet und keine Pläne... ;-). Nachdem ich heute dann Post vom Stadtplanungsamt bekommen habe (vielen Dank dafür!), hier zwei aktuelle Bilder von „Area 53“, frisch von unserer Mittagshunderunde: 


Gelände zwischen Aldi und Dänischem Bettenhaus
Gelände zwischen Videothek/Bowling etc. und Mc Donalds

Nennen wir sie zur Auflockerung einfach mal „Area 53“ und gucken, wann und ob dort ein „UFO“ landet. UFO * grübel * steht in diesem Fall dann für „Unbekanntes Firmen Objekt“. Kann sein, des es in der nächsten Zeit dann bei mir noch ein paar „Unterlagen Flug Objekte“ gibt, wenn ich mich durch den ganzen Verwaltungskram lese und daraus alles, was für „Area 53“ wichtig ist, heraussuche. 


Warum dieser Bereich? Weil für genau dieses Gebiet letzten Montag die Stadtverordneten einer Änderung des Bebauungsplanes zugestimmt haben, die eine Ansiedlung von Läden mit einer Mindestverkaufsfläche von 1500 qm ermöglichen.





Zu Anfang möchte ich euch auch einfach zwei Beispiele aus dem Bereich Handel nennen, die eigentlich nur Grundrechnen voraussetzen. Dabei sind sie noch nicht einmal vollständig. Sie sollen einfach aufzeigen, das hinter „günstigen Angeboten für den Käufer“ oft enorme Summen für den Anbieter stecken. Ich glaube, darüber wird oft gar nicht nachgedacht:


1. Beispiel:

Mein Mann hatte früher ein Blumengeschäft. 3 x in der Woche stand er Anfangs auf einem Wochenmarkt, soweit ich mich erinnern kann sind an jedem Markttag 25 DM an Standmiete angefallen. Dazu kamen pro Woche ungefähr 1600 DM an Warenwert. Damit standen schon einmal Kosten von 6500 Euro im Raum, die eingenommen werden mussten. Ohne Versicherungen, Reparatueren, ohne das, was man selbst zum Leben braucht... einfach nur Warenwert und Standkosten, die an etwa 12 Tagen im Monat in 84 Stunden erwirtschaftet werden mussten. Packt man 1000 DM für Versicherungen etc. drauf, sind es 7500 DM gewesen – und von allem, was über dieser Summe ist, kann man anfangen, sich Essen zu kaufen und sich um ein Dach über den Kopf zu kümmern. Wenn man Zeit dazu hat – denn es sind ja nicht nur die drei Tage auf dem Markt, sondern es wurde an 7 Tagen in der Woche 5 – 10 Stunden gearbeitet. Blumensträuße fallen nicht vom Himmel, die müssen gebunden werden.

2. Beispiel:

Ein Bekannter handelt mit Bienenwachsprodukten. Er wollte alles gerne etwas größer aufziehen und hat mir erzählt, er würde gerne einen Laden mieten, das wären ja „nur 400 Euro“ im Monat. Auch hier ist die Rechnung ganz einfach: Laden, nicht im Innenstadtbereich sondern dort, wo es kaum Laufkundschaft gibt und auch nicht viele Leute wohnen. Kaltmiete 400 Euro.

Nehmen wir als Verkaufseinheit 3 Euro. So viel kostet etwa das günstigste Produkt. Man muss 133 Einheiten verkaufen um nur die Kaltmiete zu bekommen und weil man das, was man dort verkaufen will, auch selbst erst einmal kaufen muss, kommen gleich noch ein paar hundert Euro dazu. Und damit auch über hundert weitere Einheiten, die verkauft werden müssen, damit man nur die Posten Kaltmiete und Wareneinkauf abgedeckt hat. Kein Strom, kein Wasser, keine Werbung, kein Brot, kein Dach über dem Kopf.



Die Frage ist: Würden diejenigen, die gerne aufzählen, was sie alles hier gerne an Läden hätten, so etwas machen - oder ist es einfach nur bequem zu sagen: "Lass mal Andere das Risiko eingehen?". Ich bin ja schon aus allen Wolken gefallen, als in einem Bericht über eine KITA erst der Satz fiel "wir brauchen jemanden, der 700 000 Euro investiert" und kurz darauf die ganz selbstzufriedene Feststellung "mit uns kann man GUT Geld verdienen!". Immer wenn es um das Geld von Anderen geht, können diese "gut Geld mit einem verdienen" - während man selbst gerne auf Schnäppchen aus ist und möglichst wenig Risiko eingehen möchte. Schon merkwürdig - oder?


In der Innenstadt sind innerhalb weniger Monate jetzt zwei Klamottenläden über den Deister / gegangen: Lieblingsstücke und Store13. Die haben beide ihren Schwerpunkt nicht bei „Mode ab Alter 40“.

Das war es dann mit dem ersten ziemlich unhundigen Beitrag der Reihe „Area 53 und das UFO“


In diesem Sinne:


LLAP! 




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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.