Donnerstag, 11. Dezember 2014

Mission Rentiere, Teil 3 - und überhaupt...

So, nun ist der Schulplatz wieder sauber. Wer übrigens einen kuscheligen gemusterten Schal vermisst, soll mal beim Denkmal gucken, der alte Kühn hat den grad um, damit er nicht friert. 

Dann lese ich gestern in der Zeitung, das diese grandiose "Fahr mit dem Coca-Cola-Truck mit"-Tour genau bis... Mäcces gewesen ist. Whow, ich bin voll beeindruckt! Also nicht, das die dort essen waren, nein, da hat der Truck angehalten und: "Tschüß, das war´s". Von hier aus sind das etwa 2 Kilometer. Was für eine enorme Strecke, da haben die sich ja echt nicht "lumpen lassen". So viel aufgeputschte und aufgeblasene Werbung dafür!

Dann wurde ja auch immer fleissig auf die online laufende Aktion "Wünsche aufschreiben" hingewiesen. Auf der Weihnachtswerbeseite kann man Wünsche schreiben, bitte aber nicht Marke "Ich wünsche mir eine Toaster und warme Schuhe", sondern eher  "Ich wünsche dir viel Glück!", "Ich wünsche dir Gesundheit!" und so weiter. VIELLEICHT geht da auch der eine oder andere Wunsch von in Erfüllung. 

Für jeden Wunsch spendet Coca-Cola dann einen Euro an "Ein Herz für Kinder". Das ist ganz nett und es wurde immer wieder darauf hingewiesen, das man ja im Prinzip Geld spenden würde, ohne etwas zu bezahlen. 

Nachdem also die ganze Zuckerwasserzudröhn-Gehirnvernebelung jetzt vorbei ist betrachten wir es doch einfach mal ein bisschen nüchtern:

Eine Konzernleitung ist darauf bedacht, das der Gewinn möglichst maximiert wird - und man so wenig Steuern wie möglich zahlen muss. Viele Menschen maulen, weil Amazon z. B. seinen Hauptsitz in einem Land hat, wo der Konzern sehr wenig Steuern blechen muss, selbst wenn er in Deutschland viel Umsatz macht. So einem Konzern wird dann oft vorgeworfen, er würde sich aus der Verantwortung ziehen, weil mit den Steuern hier (nicht nur ein paar Bankmanager in Griechenland sondern auch) öffentliche Dinge finanziert werden, wie Kindergärten, Kindergeld, Arbeitslosengeld und so weiter. 

Eine andere Möglichkeit, für Konzerne, nicht so viel Steuern zu zahlen sind Dinge, die abgesetzt werden können. Spendenquittungen zum Beispiel. Für das Geld, was an gemeinnützige Einrichtungen geht, braucht man keine Steuern zu bezahlen. 

Ja, es ist nett, das der Konzern Geld an "Ein Herz für Kinder" spendet. Gleicher Konzern, der Kinder schon von klein auf gerne an ein koffeinhaltiges und sehr zuckerhaltiges Getränk und an seine Marke binden möchte weil er weiß, wenn die Kinder größer sind, dann haben sie ihr eigenes Geld und das soll zum Teil für Produkte des Konzerns ausgegeben werden. Hinter all dem ganzen Getue und Klimbim steht nämlich letztlich nur Eines: ein knallhartes Geschäft um Marktanteile.

Während also Coca-Cola allen Leuten weiss macht, wenn sie sich online etwas wünschen, würde der Konzern dafür einen Euro spenden - aber bitte nicht mehr als 50 000 Euro insgesamt, läuft damit eine sehr ausgeklügelte Maschinerie an Werbung und Kundenbindung an. Wer denkt: na, die geben aber ja auch viel für Werbung aus... ja, aber sie VERDIENEN ungleich mehr als sie dafür ausgeben und wenn man dann großartig bei "Ein Herz für Kinder" in der Sendung einen dicken Scheck überreichen kann oder großformatig in der Bildzeitung dafür erwähnt wird, dann ist das "kost nix-Werbung mit einem guten Image". 

Das machen viele Konzerne so oder so ähnlich und manchmal wären Sachen auch kaum möglich, wenn es nicht so eine Förderung geben würde. Nur... man sollte sich immer darüber im klaren sein, das viele soziale Aktionen letztlich knallhartes Marketing und Kundenbindung sind und dahinter immer Gewinnmaximierung steckt. 

Wie viele Menschen regen sich auf, das Konzerne Steuerschlupflöcher nutzen und von Unternehmensberatungen wie PriceWaterhouseCooper, die völlig verworrene Konstrukte erstellt haben um Konzernen genau DAS zu ermöglichen und den Behörden die Arbeit schwer zu machen, Geldtransaktionen letztlich zu verfolgen. Wer sich übrigens darüber ärgert, das Neuruppin immer noch keine Haushaltsbilanz vorlegen kann - die Städte und Gemeinden wurden verpflichtet, die Buchhaltung auf ein System mit dem Namen "Doppik" umzustellen. Daran verzweifeln überall die Kämmereien und haben enorme Probleme. Doppik wurde ebenfalls von PriceWaterhouseCooper mit erstellt. Wenn also in ganz Deutschland hunderte von Städten schon erhebliche Probleme haben, die ganz normale Buchhaltung zu machen... wie sollen dann Behörden möglichst unproblematisch die noch viel verworreneren Wege von Geldflüssen über verschiedenen Länder und Tochterunternehmen nachverfolgen können?

Zurück zum Eigentlichen... lasst euch nicht komplett vernebeln von solchen Aktionen eines Brauseherstellers! Denn im Endeffekt hantieren die mit Summen, die für uns "Normalos" einfach unfassbar groß sind - und ja, es ist nett, wenn die was spenden, aber sie werden trotzdem immer auch sehr viel Wert darauf legen, möglichst viel Steuern zu sparen. Nur wird es bei so einem Konzern dann oft so sein wie bei anderen Leuten: "Was die/der nicht alles an guten Taten vollbracht hat!". Schon hat so ein Konzern quasie die öffentliche Legimitation, (legale!) Steuerschlupflöcher zu nutzen, weil er sich diese mit ausgefeilter Werbetechnik und großspurigen Ansagen irgendwo bei den Menschen "erkauft", während Konzerne, die das eben nicht so praktizieren die "Buhmänner" sind.

Vielleicht einfach mal zum drüber nachdenken...




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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.