Oh man, je mich mit der
Beißstatistik befasse, umso interessanter wird es.
Jetzt habe ich mir mal die
Hunderassen herausgesucht, die in den letzten Jahren nicht nur
zugebissen, sondern auch getötet haben. Dabei habe ich allerdings
diejenigen aussen vor gelassen, wo der getötete Hund quasie ein
„Ausrutscher“ war. Wenn ein Eurasier einen anderen Hund
totbeisst, dann ist das in der Rasse tatsächlich eher ein
Ausrutscher, weil es in all den Jahren wirklich nur einmal
vorgekommen ist (weitere Ausrutscher sind beispielsweise Chow-Chow,
Dalmatiner und Husky) Wenn ein Labrador Retriever allerdings... dann
ist es definitiv KEIN Ausrutscher mehr, denn das kommt durchaus vor.
Zudem habe ich für diese
Tabelle noch ein Jahr dazu genommen, nämlich 2008. Für 2012 habe
ich leider noch keine Daten bekommen. Aber gerade wenn es um
Verletzungen geht, die zum Tod führen, ist es mir lieber, noch einen
Datensatz dazu zu nehmen.
Auf der Liste stehen die
undefinierbaren Mischlinge und an Rassen ansonsten: Boxer, Deutsche Dogge, Deutscher Drahthaar,
Labrador-Retriever und Rottweiler. Ausserdem stehen drei
Schäferhundrassen drauf, nämlich Belgische Schäferhund
(Groenendahl, Tervuren, Malinois), Deutscher Schäferhund,
kaukasischer Owtscharka und sonstige Schäferhunde, ich gehe davon
aus, das damit Mischlinge gemeint sind, die man eindeutig als
Schäferhundmischlinge identifizieren kann.
Bei der ersten Durchsicht
habe ich gedacht: „Whow, die Boxer sind die neuen Kampfhunde!“.
Boxer gelten als nicht gefährlich, sorgen aber jedes Jahr für
diverse Verletzungen und für mindestens einen totgebissenen Hund.
Von 2008 – 2011 gehen je
3 totgebissene Hunde auf das Konto von Deutschen Doggen, Deutsch
Drahthaar, Belgischen Schäferhunden und kaukasischen Owtscharkas.
Für 4 tote Hunde sind die
undefinierbaren Mischlinge verantwortlich.
Ganze 5 Hunde sind von den
beliebten Labbis zerfleischt worden (na ja, halbe Hunde zerfleischen
die nicht und die Vorfälle waren 2010 und 2011)
Je 6 Hunde waren Opfer der
Rassen Boxer und „sonstige Schäferhunde“.
Rottweiler haben in den
vier Jahren 7 Hunde umgebracht – und der Spitzenreiter von der
Opferzahl her weit, weit voraus ist der Deutsche Schäferhund. Ganze
14 Hunde sind innerhalb von 4 Jahren allein in Brandenburg von
Deutschen Schäferhunden umgebracht worden!
Das haben nicht mal alle
Hunde fertig gebracht, die zu der Gruppe „unwiederleglich
gefährlich“ gehören! Natürlich kann man sagen: „Na jaaaa, das
sind aber ja auch viele Hunde!“. Stimmt. Schäferhunde sind nach
wie vor von den großen Hunden die populärste Rasse mit über 23 000
Tieren in 2011.
Aber wenn man es mit
anderen vergleicht, ist es immer noch verdammt viel, die
undefinierbaren Mischlinge ist 2011 eine Gruppe von über 11 000
Hunden – und hat in den ganzen Jahren nur 4 Todesopfer gefordert.
Hochgerechnet wären sie auch mit 23 000 Exemplaren nicht bei einer
Opferzahl von 14.
Labradore haben es mit
einer Population von ebenfalls über 11 000 Tieren in nur zwei Jahren
geschafft, 5 andere Hunde zu eliminieren.
Der kaukasische Owtscharka
ist im dreistelligen Bereich und sorgt für mehrere tote Hunde. In
der Schweiz ist diese Rasse übrigens auf der Liste der gefährlichen
Hunde.
Ansonsten sind als
„Wiederholungstäter“ keine Hunde der „unwiederleglich
gefährlichen“ Rasse aufgetreten. In den ganzen vier Jahren sind
von allen 5 (!) Rassen „nur“ 3 andere Hunde totgebissen worden.
Alle diese Vorfälle sind
aber immer noch im absolut niedrigen Prozentbereich, wenn man es auf
die Anzahl der Hunde der jeweiligen Rasse hochrechnet. Das
allerdings von Hunderassen, die vom Gesetzgeber für unbedenklich
gelten, weit, weit mehr Vorfälle aktenkundig werden als zum Teil von
allen unwiederleglich gefährlichen Rassen zusammen, führt die
Rassenlisten ad absurdum.
Und... in dieser
Beißstatistik sind ja jedes Jahr nur die Rassen gelistet, die in
Brandenburg für mindestens einen Vorfall gesorgt haben. Sie spiegelt
nur einen Teil der hiesigen Rassenvielfalt wieder, das sollte man
ebenfalls nicht vergessen. Wie kann es daher sein, das es Listen
gibt, die irgendwann mal festgesetzt worden sind, weil man einige
Rassen als „gefährlich“ eingestuft hat – und letztlich stehen
bei als völlig harmlos geltenden Rassen jedes Jahr zerfleischte
Hunde und eine hohe Anzahl von anderen Beißvorfällen? Soll das
„normal“ sein?
Ich halte die
Hundehalterverordnung mit eben Ausnahme der Rassenlisten für eine
gute Sache. Denn auf die Gesamtzahl gesehen sind die Vorfälle immer
noch wenig, so dramatisch es auch für die Beteiligten einer Beißerei
sein mag. Insbesondere, wenn dabei ein Hund ums Leben kommt. Eine
Pauschalverurteilung ist schlichtweg Sippenhaft – und alle
Schäferhundbesitzer würden auf die Barrikaden gehen und hätten
dank ihrer enormen Lobby auch viel Rückendeckung, würden aufgrund
der Beißvorfälle die Deutschen Schäferhunde pauschal als
„gefährlich“ eingestuft werden – mit allen Konsequenzen für
die Halter.
Zumal ich gestern bei der Recherche auf so einen wunderbaren Satz gestoßen bin, das selbst der liebste und harmloseste Hund zu einem gefährlichen Hund werden kann, wenn der Halter nachlässig ist. Denn um gefährlich zu sein und jemanden zu verletzen, braucht ein Hund gar nicht einmal zubeißen. Es reicht, wenn er in ein Fahrrad springt und für einen Sturz sorgt - oder wenn er auf die Straße vor ein Auto springt und der Fahrer daraufhin einen Unfall baut.
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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.