Freitag, 16. April 2021

Neues von der Wurmiefront!

Unsere Kompostwurmfarm, liebevoll "die Wurmies" genannt, existiert nun seit Februar. (Klick mich, ich bin ein Link). Während das auf der einen Seite nicht viel Zeit ist, ist es auf der anderen Seite schon ganz schön lange. Weil die Würmer die hellen Eimer irgendwie doch eher ziemlich doof fanden, habe ich Euro-Boxen bestellt. Wenn man sich ein bisschen bei anderen Wurmfarmbesitzern umschaut, findet man ganz verschiedene Farm-Modelle: von alten Fisch-Styroporboxen über Maurerbottiche, Holzkisten und so weiter. Euro-Boxen haben mir am Besten gefallen. Die gibt es in verschiedenen Größen und Höhen, sie lassen sich problemlos stapeln, sind lebensmittelecht und leicht zu reinigen. Mit ab-in-die-BOX habe ich dann auch einen Anbieter gefunden, dessen Preise einen nicht sofort in den Ruin treiben. 


graue Plastikboxen mit Erde, Möhrenschalen und Würmern
Die neue Wurmfarm in Euroboxen

Hier kam dann ein wirklich GROSSES Paket mit Boxen an. Allerdings sind die Boxen selbst von der Grundfläche her etwa so groß wie Zeichenblöcke, also 30 x 40 cm. Aber ich brauchte noch welche für die Küche und für die Werkstatt. Die Wurmies haben 3 von den Kisten bekommen. Eine ganz flache für ganz unten, die hat nur an den Seiten ein paar Luftlöcher und ist ansonsten Auffangbecken für alles, was durch die Bodenlöcher der mittlersten Kiste fällt. Das ist sowohl immer mal Komposterde, die durchkrümelt als auch Würmer, die denken, da unten wäre es besser. Die beiden oberen Kisten haben verschieden große Bodenlöcher und kleine Lüftungslöcher an den Seiten. Gefüllt wurden die Kiste mit dem Inhalt der Eimer. Dann kam die zweite Hanfmatte oben drauf und die Würmer durften sich einleben. Durch die Hanfmatte wird die Feuchtigkeit gehalten, was für die Würmer sehr wichtig ist.  Würmer lieben die Hanfmatten, arbeiten sich auch immer quer durch und zersetzen diese zu Humus.

Nick mit dem Digitalmikroskop
Nick mit dem Digitalmikroskop
hier beim Sprossen untersuchen

Das ist jetzt ein paar Wochen her und den Würmern gefällt es definitiv viel besser in den dunklen Kisten. Auf der oberen ist mittlerweile ein richtiger Deckel mit Luftlöchern und das Klima in den Kisten wurmfreundlich feucht, aber nicht so nass, das "Wurmtee" - also Sickerwasser - anfällt. Es gibt Wurmfarmhalter, die ihre Kisten so feucht halten, dass dieser "Wurmtee" anfällt, den sie dann verdünnt zum Düngen nehmen. Nachdem ich gesehen habe, WIE NASS die Kisten dafür sein müssen, habe ich es gelassen. 

Wer Amazon Prime hat und "nicht das Übliche"
sehen möchte "Unsere große kleine Farm"

Wobei es durchaus sehr spannend war in einer Dokumentation zu sehen, wie mit Hilfe einer wirklich RIESIGEN Wurmfarm die mit einem Radlader befüllt wurde (!) in Kalifornien über 80 ha verdorrter und steinharter Boden binnen weniger Jahre eine grüne Oase wurde. Ich war einfach nur neugierig auf den Film "Unsere große kleine Farm" bei Amazon, der berichtet, wie ein Paar sich eine Farm aufgebaut hat und es war einfach unglaublich beeindruckend, was sie tatsächlich geschafft haben - auch trotz vieler Rückschläge und Niederlagen und einer enormen Bedrohung ihrer Existenz. Manchmal habe ich gedacht: "Boah, die spinnen doch TOTAL!" und dann wurde gezeigt, wie sich innerhalb weniger Jahre das Land von einer Steppe zu einem blühenden Paradies verändert hat, harter toter Boden wieder voller Leben war. Auch mit Hilfe von Kompostwürmern. Das war schon ziemlich beeindruckend. 

Die Wurmies bei uns haben sich schon gut vermehrt und in der mittlersten Kiste ist eigentlich schon fertiger Wurmhumus. Aber der bleibt da auch noch drinnen bis er tatsächlich im Garten gebraucht wird. Denn zu den wichtigen Bestanteilen gehören viele Kleinstlebewesen, die es feucht und nicht frostig brauchen. Außerdem wohnen da auch noch viele Würmer drin. Es gibt Würmer in allen Altersstufen und von eher träge bis ganz schön agil und wehrhaft. 

Vor einigen Tagen habe ich rund 200 Würmer in die obere Kiste gepackt, wo der Bioabfall hinein kommt, damit sie sich entscheiden können, ob sie lieber oben bleiben und im Schlaraffenland leben oder lieber unten die Erde durchpflügen wollen. Viele Würmer sind oben geblieben, aber es gibt immer auch welche, die in die mittlere Kiste abwandern. Nach der Aktion mit dem Würmer in die obere Kiste packen, habe ich dann einige Wurmkokons gesammelt und in eine Petrischale getan. Ich wollte mir unter dem Mikroskop angucken, wie diese winzigen Teile dann tatsächlich aussehen. So: 


Mikroskopaufnahme von Wurmkokons und Erdkrümeln mit kleinen Lebewesen
Drei Wurmkokons und viele Kleinstlebewesen
auf etwa 1,5 Millimeter (da liegt ein Maßband drunter)

Was dann so unter dem Mikroskop zu sehen war, daran lasse ich euch gerne teilhaben. Denn ich denke, es ist das Eine, zu wissen "unter unseren Füßen leben viele Kleinstlebewesen, die wichtig sind!" und dann tatsächlich zu erleben, was dort wimmelt. Wobei - so ein Digitalmikroskop ja begrenzt ist und die Bodenfauna bis zur sogenannten "Mesofauna" zeigt. Das sind Lebewesen von 0,2 - 2 Millimeter. Alles, was darunter ist, sehe ich nicht, auch wenn das sicherlich ebenfalls sehr spannend wäre und noch viel mehr ausmacht. 


Wurmkokon mit schon sichtbarem Wurm
das erkennt ihr an den feinen roten Linien

Die hellen Wurmkokons sind noch relativ frisch abgestreift. Da sieht man noch nicht viel drin. Bis sich so ein Wurm entwickelt, dauert es etwa 20 Tage. In der Zeit wird der Kokon dunkler und man kann mehr und mehr den sich entwickelnden Wurm und wie er sich in seinem Kokon bewegt betrachten.

Hier schaut ein Wurm aus dem Kokon!

Manchmal schauen die Würmer auch vorher, ob es ihnen außerhalb des Kokons überhaupt gefällt :-) . Aber einen Tag später war der Kokon dann mit Luftblasen gefüllt und der Wurm ausgezogen, die Welt um ihn herum zu entdecken! 

Leerer Kokon mit Wurm daneben 
und Kokons mit Würmern darin

Frisch geschlüpft sind die Würmer dann sehr durchsichtig. Man erkennt ihre Segmente und die Blutversorgung auf dem Rücken als rote Linie - also das, was man auch durch die Kokonhülle dann schon erkennen kann. Sie entdecken erst einmal ein bisschen ihr Umfeld und müssen wahrscheinlich auch erst einmal lernen, was tatsächlich essbar ist für sie. Was sie dann aufgeschlürft haben, sieht man insbesondere bei den Babiewürmern ganz gut. Auf dem oberen Bild hat er etwas gefressen. 

Wo ich mich zwei Tage lang noch über wirklich viel Gewimmel freuen konnte, war heute unter dem Mikroskop kaum welches zu sehen. Die Springschwänze waren fast alle weg - und die Erklärung kann eigentlich nur sein, dass sie gefressen wurden. Das gehört zum Kreislauf nun einmal dazu. Die Springschwänze, selbst Angehörige der "Bodenpolizei", die totes Material zersetzt und für andere Mikroorganismen oder eben auch für Würmer damit verdaulich macht, werden selbst gefressen und damit wieder Teil des Nahrungskreislaufes. Zum Einen für die Milben, die die Viecher wahrscheinlich gefressen haben (obwohl ich mir echt nicht sicher bin, ob das nicht doch der Wurm war, denn seit der da ist, gibt es keine mehr) und mit den Ausscheidungsprodukten dann wieder für die Pflanzen, die sich ihre Nährstoffe holen. Da gibt es auch spannende Symbiosen, wo Bäume sich regelrecht Milben halten, damit diese denen die Springschwänze vom Stamm fressen. 

Springschwanz im Millimeterraster

Aber auch in der Wurmkiste leben Würmer nicht ewig und wenn sie sterben, werden auch sie wieder ein Teil des Nahrungskreislaufes. Heute habe ich dann mal einige Proben aus der oberen Kiste geholt und mir die unter dem Mikroskop angeschaut. Dass die LED´s zum Teil so sternförmig auf den weißen Milben spiegeln, liegt dann daran, dass ich die Proben in einer geschlossenen Petrischalen habe. Also das, was ihr hier in groß und ekelig seht, würdet ihr im Normalfall komplett übersehen, weil es nur etwa 2 Zentimeter vertrockneter Schalenrest in tatsächlicher Größe sind, die im Normalfall irgendwo auf dem Boden herumliegen: 


So, das war ein kleiner Einblick in das, was sich bei den Wurmies und letztlich oft unter unseren Füßen tut. Ohne guten Boden und damit einem guten Bodenleben wären wir letztlich nichts. Denn all diese kleinen Tiere, Pilze und Bakterien im Boden sorgen dafür, dass totes organisches Material zersetzt und wieder zu Nährstoffen wird. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes die Grundlage für unser Leben und es gibt nichts, durch was es ersetzt werden könnte! 




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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.