Montag, 16. Juli 2018

Enddarmausgangskundenkönige

(Wer für das Spiel "bilde aus den Buchstaben eines Wortes möglichst viele neue Wörter!" noch ein gutes Ausgangswort sucht - da oben steht es)



Freitag war ich bei Aldi einkaufen. Eigentlich habe ich mich ja gefreut, dass es dort so unkompliziert ist – aber Freitag war dann die Kategorie „miese Pöbelkunden“ vor Ort. Es ist okay, wenn Leute keine Assistenzhunde kennen. Es ist okay, wenn sie dann fragen, was der Hund im Laden soll. Sie können auch ruhig sagen, dass sie es nicht gut finden. Aber es ist nicht okay, wenn sie pampig werden und dann anfangen, sehr, sehr beleidigend zu werden und andere Kunden aufzuhetzen und nicht mal wissen wollen, warum der Hund da rein darf.

Das geht so gar nicht, es geht mir dann ziemlich schnell ziemlich mies und ich habe ziemlich geheult. Der Mitarbeiter, den ich dann um Hilfe gebeten habe, hat sich dann auch drum gekümmert und mir nachher gesagt, ich soll solchen Leuten ausweichen. Ich überlege, warum ICH eigentlich immer aufgefordert werde, auszuweichen. Ich möchte auch in Ruhe einkaufen, irgendwo dabei sein und was auch immer. Mit Assistenzhund, wenn es eben ohne nicht geht und sehr oft geht es mit Hund. Warum auch nicht? Warum wird nicht den Anderen gesagt, dass sie ausweichen sollen, wenn es sie stört, das Joey an meiner Seite ist?

Für das, was mir diese Pöbelkunden an den Kopf geworfen haben... also ich weiß ja nicht mal, ob der Kerl davon sich nach dem Pinkeln überhaupt die Hände wäscht, wenn er danach Obst und Gemüse im Supermarkt anfasst. Mein Hund fasst nix an. Der leckt auch nichts ab, nimmt nichts ins Maul. Er läuft neben mir und passt auf mich auf.

Wenn ich mich beim Einkaufen dann umgucke, betatschen die Leute Obst und Gemüse mit ihren Fingern. In der Brötchenbackabteilung werden die Brötchen auch ohne Handschuhe angefasst und, das, was zu viel ist oder runterfällt, zurückgelegt. Kindern wird öfters mal irgendwas in den Mund gestopft, damit sie ruhig sind. Im Winter husten viele Menschen – und greifen dann mit ihrer vollgehusteten Hand an die Lebensmittel. Mein – angeblich so dreckiger Köter – tut so etwas nicht. Der geht da gar nicht erst dran. Kinder nehmen sich auch oft mal irgendwas aus dem Regal und laufen damit herum. Und Eltern legen das irgendwo dann wieder hin. Da gibt es Joghurtpackungen zwischen Backmischungen oder Spülmittel – und manchmal werden von Kindern irgendwelche Sachen genommen, angesabbert – und „nein, lass das!“ - das angesabberte Zeugs von Eltern wieder ins Regal gelegt.

Größere Leute nehmen sich auch gerne mal etwas zu trinken aus den Regalen – um es noch im Mark auszutrinken. Manchmal findet man dann in Kassennähe die ausgetrunkenen Flaschen, irgendwo in ein Regal gestopft. Manche Sträuße muss ich bei der Arbeit alleine deshalb abschreiben und in den Container werfen, weil Kunden sich die zwar vorne herausgenommen haben – aber dann im Laden irgendwann dachten: „Ne, will ich doch nicht!“ - und die irgendwo hingelegt haben, wo sie vertrocknen. Zack, sind 4, 5 oder 6 Euro im Müll. Mag sein, dass es Kunden gibt, die denken, sie wären Könige, weil irgendwelche Werbefuzzis das mal groß aufgezogen haben. Aber leider haben die Werbefuzzis vergessen zu sagen, das gute Könige weise und nachsichtig waren, damit das Volk sie gut leiden konnte und sie unterstützte. Enddarmausgangskönige mochte schon von jeher niemand, genauso wie Enddarmausgangskundenkönige.

Ich wünsche den Leuten, die Assistenzhunde als „dreckige Köter“ bezeichnen, dass vor ihnen vielleicht mal ein Bauarbeiter frisch von der Baustelle durch den Laden läuft. Oder jemand frisch vom Acker. Denn im Prinzip könnte ein Mensch frisch aus der Kanalisation durch einen Lebensmittelladen gehen und in Ruhe einkaufen, Waren anfassen etc.. Darüber sollten manche Leute einfach mal nachdenken. Aber die wollen ja nicht mal zuhören oder gar lesen, was auf der Decke von Joey steht.

Was die Beleidigungen gegen mich angeht... wenn ich so recht darüber nachdenke, was solche Leute zum Teil als Beleidigung finden, müssten die eigentlich total einsam sein. Vielleicht sind sie das ja auch und ganz stolze „Städter“ für die jeder, der so etwas nicht ist, das Synonym für „ist einfach nur dumm, doof und kapiert nichts“ ist. Dann wären sie tatsächlich geistig sehr arm und würden auf der anderen Seite auch all diejenigen, die zum Teil ihre Lebensmittel produzieren, ja als „völlig verblödet“ ansehen. Denn das sind ja Leute, die auf einem Dorf leben. Oder noch abgelegener.

Wenn solche Pöbelkunden dann mal über Land fahren, gucken sie sich bestimmt die Gegend an und rufen: „Guck mal, schöne Landschaft – aber so viele verblödete Leute hier, weil hier nur Dörfer sind!“. Ich hoffe, die arbeiten auch nicht mehr irgendwo. Denn dann wären hier ja die Wahrscheinlichkeit groß, dass viele der Kollegen oder gar die Firmenleitung auf einem Dorf wohnen. Und damit in deren Sinne automatisch doof sind und nichts kapieren. 


Auf dem Foto oben seht ihr übrigens den Aldi-Neubau beim Reiz. Der sieht schon richtig gut aus, nur das "wir schließen unsere Filiale voraussichtlich zum Oktober 2018" auf dem Schild irritiert. 







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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.