Nun,
ich war ja noch die Auflösung des Fotorätsels schuldig. Auf den
Fotos ist Erich Arendt zu sehen.
Das Blöde an manchen Namen ist, das
man sie erst einmal leicht verwechseln kann. Als ich das erste Mal
die Büste gesehen habe und auf den Namen geguckt habe, dachte ich:
„Moment... erstens sah der doch ganz anders aus – und warum zum
Teufel steht hier eine Büste von einem
Edgar-Wallace-Schauspieler???“. Verwechselt, das war Eddi Arent,
der Komiker – und der ist 22 Jahre nach Erich Arendt in Danzig
geboren.
Eddi Arent /Wikipedia |
Erich
Arendt war ein bedeutende Lyriker und Übersetzer der DDR. Geboren
wurde er 1903 in Neuruppin als Sohn eines Schulhausmeisters und einer
Waschfrau. Seine Kindheit hat er unter eher ärmlichen Verhältnissen
verbracht – was damals genau so wenig ungewöhnlich war, wie es
heute ist. Das Haus, wo die Familie früher in einer feuchten
Kellerwohnung gelebt hat, das gibt es auch heute noch. Früher war es
die „Höhere Töchter Schule“. Heute ist es die Montessori-Schule
zwischen Rosengarten und Friedrich-Engels-Strasse - und der Keller ist schon lange keine feuchte Wohnung mehr.
Schon
als Jugndlicher suchte Arendt den Kontakt zu Künstlern und fand ihn
zum Beispiel in der Kunsthandwerkersiedlung Gildenhall auf der
anderen Seeseite. Er machte das Abitur und besuchte danach das
Lehrerseminar in Neuruppin. In Gildenhall unterrichtete er an einer
reformpädagogischen Schule, wurde danach Theatermaler, Fahnennäher,
Bankangestellter und Hilfsjournalist. Später zog er nach Berlin wo
er ebenfalls an einer reformpädagogischen Schule unterrichtete.
Erste
Gedichte von ihm erschienen 1925. Sein Beitritt zur KPD
(Kommunistische Partei Deutschlands) erfolgte 1928. Als Kommunist und
mit einer halbjüdischen Frau an seiner Seite floh er 1933 aus dem
nationalsozialistischen Deutschland erst in die Schweiz und lebte
dann zwei Jahre auf Mallorca, wo er seinen Lebensunterhalt als
Hauslehrer verdiente. Später arbeitete er als Übersetzer für die
Informationspresse der internationalen Brigaden auf dem spanischen
Festland.
Von
1939 - 1950 lebte er mit seiner Frau in Frankreich und Kolumbien,
teils eingesperrt, teils auf der Flucht aber immer um das Überleben
kämpfend.
1950
siedelte Arendt in die DDR über wo er als freier Schriftsteller
lebte. Seit 1957 wurde er von der Stasi überwacht. Er sah viele
Dinge kritisch, was auch dazu führte, das einige Werke von ihm der
Zensur zum Opfer fielen. Dennoch war er – wenn man Wikipedia
glauben darf – ein durchaus sehr anerkannter Lyriker und
Übersetzer.
Auf
jeden Fall ein Mensch, in dessen Leben „Langeweile“ und
„Eintönigkeit“ wohl eher nicht vorkamen und wo es sich lohnt,
mal ein bisschen genauer zu schauen, wer das eigentlich war und was
er gemacht hat, denn letztlich hat er ein Stück Kulturgeschichte
geschaffen.
Mag
sein, das es für viele Menschen heute einfacher ist, sich mit
fiktiveren Charakteren aus irgendwelchen Serien und Romanen zu
beschäftigen, weil dazu schon alles „vorgekaut“ ist und es
allerlei Merchandising dazu gibt, mit denen man sich und seine
Wohnung dekorieren kann. Aber diese fiktiven Figuren, die oft so real
erscheinen – auch sie sind von Menschen erschaffen worden, die sich
in ihrem Leben an irgendwelchen Vorbildern aus Fleisch und Blut
orientiert haben.
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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.