Dienstag, 22. Juni 2021

Küche, Kochen, Essen!

 Das Tolle an unserer neuen Wohnung ist ja, dass wir eine große Küche haben. Das ist wirklich richtig super, denn wenn direkt neben dem Kochfeld zwei Spülbecken sind und daneben eine Wand, dann ist es ziemlich doof. Auch auf der anderen Seite vom Kochfeld hat faktisch nichts hingepasst und vor dem Herd war nach der Breite „Ofenklappe auf“ ein Buffetschrank... aber auch nicht wirklich viel Platz um vernünftig in der Küche zu arbeiten. Deshalb waren in Neuruppin oft Döner-Dealer und Asia-Imbiß eine Alternative.

Das ist hier total anders. Zum Einen: wir leben auf einem Dorf. Da ist die nächste Pizzeria mit Lieferdienst etwas weiter weg als der Asia-Imbiß, dem wir von oben durch die Küchenfenster gucken konnten. Gut, wir müssten nun einen Kilometer laufen. Oder anrufen, Firat liefert auch. Aber in all der Zeit hier haben wir * grübel * tatsächlich nur einmal Pizza bestellt, einmal hat Frau Tochter was von Mäcces mitgebracht und einmal haben wir einen Döner-Dealer in einem Nachbarort ausprobiert. Im Prinzip sind wir daran erinnert worden, dass es nicht nur gute Döner-Dealer gibt. Ich glaube, es war das erste Mal überhaupt seit wir so etwas essen, dass davon über die Hälfte entsorgt wurde.

Durch Zufall habe ich auf „Sallys Blog“ dann einen Beitrag von Murat gesehen, wo er den „Iskender Kebab“ vorstellt. Das fand ich so dermaßen gut, dass ich zu Nick gesagt habe: „Machen wir nach!“. Haben wir auch. Beim Iskender Kebab hat Murat nämlich Rouladenfleisch bestrichen, überlappend nebeneinander geschichtet und dann aufgerollt und angefroren, damit er das besser in Streifen schneiden kann. Dazu gab es bei uns nur eine Sorte Sauce und zwar die Tomatensauce und Fladenbrot, dass in der Pfanne angeröstet wird, wo die Sauce drin war. Es war einfach nur super lecker! Auf Vorrat liegt jetzt eine Rolle vorbereitet im Gefrierschrank... na ja, ich glaube, nachher nicht mehr.


Okay, den Viet Thai vermisse ich etwas, aber das wird mittlerweile eigentlich durch das Kochen in unserer Tajine ausgeglichen. Auch wenn wir die Tajine im Prinzip auf dem Ceranfeld benutzen könnten, sie wird unser „Feuertopf“ bleiben. Aber was ist eine Tajine und wieso kochen wir damit? Grundsätzlich ist es so, dass Nick viele Kochvideos guckt und immer davon erzählt. Manchmal ist das echt anstrengend, aber es hat den Vorteil, dass ich ihn bei Bedarf auch darauf festnageln kann. Und dass er nicht gleich „bäh“ sagt, sondern zumindest probiert. Manchmal auch selbst ausprobiert. Kartoffelchips herstellen zum Beispiel. Oder Brennesselchips. Das war seine Idee nach einem Video darüber. Wir haben einen ganzen Haufen Gemüsebrühe selbst gemacht, Fleisch gedörrt, gekäst und einmal auch Bratwurst gemacht. Aber da war der Aufwand für uns zwei einfach zu hoch.

Es ist einfach total spannend, so ganz verschiedene Sachen zu entdecken. Auch so etwas ist ein Abenteuer! Wusstet ihr eigentlich, wie viele verschiedene Salzsorten es gibt? Wir haben letztens ein Päckchen bekommen mit ganz vielen verschiedenen Sorten. Das ist toll! Am liebsten verwenden wir rosafarbenes (Pakistan) und schwarzes (Hawai) Salz. Auf Facebook wurde mir dann die Chamsbox als „kulinarische Weltreise“ angezeigt und das hörte sich so spannend an, dass ich sie bestellt habe.

Die „Marokko-Box“ war dann für uns die Erste und sehr spannend – und lecker. Nick hatte die Aufgabe, herauszufinden, wie man dort kocht. Traditionell wird eine Tajine verwendet und da wir hier einen Garten haben, haben wir uns eine richtige unglasierte Lehmtajine mit Stövchen gegönnt. Wie die aussieht, seht ihr auf den Fotos. Es ist wichtig, dass sie unglasiert ist, weil die Glasur einer Tajine abplatzen und mit giftigen Schwermetallen versehen sein kann. Überdies verschafft sich eine Tajine ihre „Patina“ und eine Art Glasur im Laufe ihrer Nutzung selbst. Mir war auch wichtig, dass wir tatsächlich eine original marokkanische Lehmtajine bekommen. Die gibt es nämlich auch in Gußeisen. Aber wenn ich in Gußeisen garen will, dann nehme ich halt unsere Pfanne oder den Dutch-Oven. Wir haben eine viereckige Kastenform davon.


Der Unterschied zu einem unglasierten Römertopf aus Ton ist nicht nur die Form, sondern vor allem die Zusammensetzung der Ton-Lehm-Masse und die Brenntemperatur. Denn so ein Römertopf ist aus sehr ähnlichem Ton wie Blumentöpfe – und der ist hart und unelastisch. Die Erdmischung der Tajine ist Ton-Lehm-Schamotte. Deshalb glitzert die auch etwas – und genau diese Mischung und eine niedrige Brenntemperatur sorgt dafür, dass sie einfach auch mit den Temperaturunterschieden gut klar kommt, wo hart gebrannte Tontöpfe springen würden. So ein Lehmtopf ist nichts für Generation „aber es muss alles desinfiziert oder in die Spülmaschine gestopft werden, sonst werden wir an den Keimen alle sterben!!!!“. Sehr wohl aber für Menschen, die etwas mehr „Ursprünglichkeit“ mögen.

Man kann darin eine ganze Menge machen, sogar Brot backen. Und es kann einem darin auch durchaus etwas anbrennen oder verkochen. Ersteres lässt sich problemlos mit Stahlwolle und Topfkratzer beheben und notfalls kocht man die Tajine dann noch mit Zitronenwasser etwas aus, damit das nächste Gericht nicht angebrannt riecht. Mittlerweile haben wir darin auch schon Bratwurst gemacht. Mit marokkanischer Gewürzmischung – das habe ich in eine Rezension zur Chamsbox geschrieben und Ghita von Chamsbox hat dann geschrieben, das wäre ja schon „Fusion-Food“. Das wird fast wie „Fjuschäen-Fuud“ ausgesprochen. Gut, man kommt ohne Anglizismen nicht mehr aus, aber ich nenne solche Sachen jetzt „Fussel-Food“. Bevor mir noch ein Holzfäller-Shirt und ein Hipster-Bart wächst und der Berlingo ein Schiebefenster a la Food-Truck bekommt.



Die ersten Versuche, in der Tajine Feuer zu machen haben etwas länger gedauert und ob der Qualmentwicklung hatten WIR zumindest keine Mücken. Aber die Nachbarn glaube ich dann auch nicht. Aber zum Glück machen Junior und ich uns ja erst einmal nur für uns selbst zum Clown. Aber das dann auch ziemlich gründlich. Der sorgfältig gehegte Schatz an Feuerstartern aus Birkenpapier (also den abgerupften Streifen von der Rinde) hat sich zumindest enorm dezimiert. Ich bin dann doch irgendwann eingeknickt und habe mit Nick zusammen einen Anzündekamin ausgesucht. Aber wie wir so sind, es muss schon etwas ausgefallener sein, also das Teil ist zum zusammenfalten und hat einen kleinen Grillrost. Auf dem kann auch die Tajine stehen, dann aber eben in unserer Feuerstelle mit den Steinen umzu.




Nick erzählt mir öfters von Videos in denen Menschen Außenküchen haben, Gasgrills mit Temperaturregler und so weiter. Also für viel Geld eigentlich noch mal draußen haben, was sie drinnen eh schon haben. Wenn wir die Werbebeilagen von den Wochenendsblättern durchgucken, sind wir immer etwas fassungslos, was der Krempel alles kostet – und wie riesig das alles ist! Wir haben unsere eigene Version von „Outdoor-Küche“. Und eigentlich ist das Tollste daran, dass wir bis auf die Feuerstelle alles auch ins Auto laden können um „Outdoor-Küche“ nicht nur im eigenen Garten zu haben.


Adressen:

Iskender-Kebab: iskender-kebab-ramadan-rezept-murats-5-minuten | Sallys-Blog

Kulinarische Weltreise: Chamsbox.com 

Tajine: tajine.de


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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.