Oh man, schon wieder so lange nicht
hier gebloggt (dafür auf der Stadt-Ratte). Dabei hat sie – wie
üblich – ja immer was getan, auch ganz tierische Dinge.
Nachdem wir ja letztes Jahr dann ein
paar Mal mit dem Hobo unterwegs waren und es eigentlich ganz schön
fanden, habe ich mir dann zum Geburtstag letztes Jahr ein paar
nützliche Dinge für draußen und drinnen gewünscht. Damit ist die
Ausrüstung von uns etwas erweitert worden und irgendwelchen
Abenteuern steht dann eigentlich nur noch das „Aufraffen“ im
Wege.
Da ich ja denke, wenn man sich Werkzeug
anschafft, sollte das so vernünftig wie möglich im irgendwie
machbaren Preisrahmen sein, gehört mir jetzt ein nettes scharfes
Beil aus einer schwedischen Axtschmiede und ein Schnitzmesser von
Mora, ebenfalls einer schwedischen Firma. Dazu kommt noch eine
Bügelsäge, die wir in der letzten Zeit dann genutzt haben um
Ausdauer, Technik und Muskeln zu trainieren sowie uns Schnitzholz zu
beschaffen (und nebenbei einen vom Sturm geknickten Baum zu
entasten). Derzeit sieht mein Zimmer eigentlich mehr aus wie ein
Holzlager – in allen möglichen Ecken lagert Holz. In Platten,
Stücken, Scheiten, als Äste, Rinde und so weiter. Für viele
Menschen wäre das glaube ich so ein mittlerer Alptraum. Ich finde es
gar nicht mal so ungemütlich. Es hat so etwas Ursprüngliches,
Verwurzeltes.
Und es hat noch einen Vorteil – mein
Schnitzmesser liegt eigentlich immer griffbereit auf dem Tisch und
oft schnitze ich während Nick und ich uns unterhalten. Da habe ich
dann das Holz, das ich gerne bearbeiten möchte, immer in Sichtweite.
Das tut mir ganz gut und entstehen nach und nach verschiedene
Figuren. Da das Mora extrem scharf ist, gehört mittlerweile ein
einhändig zu bedienender Pflasterspender, in Sichtweite am Schrank
angeschraubt, zu unserer Ausstattung. Übrigens sehr zu empfehlen –
kein Gewühle mehr nach kleinen Pflastern, kein Rumgefummel bis das
ausgepackt ist – einfach Deckel hochschieben und Pflaster ziehen.
Das ist dann halb abgestrippt und lässt sie sofort verwenden. Beim
Schnitzen mit der Hand ist es ähnlich wie beim Gitarre-Spielen: es
dauert, bis sich die Kuppe vom Daumen daran gewöhnt und entsprechend
Hornhaut gebildet hat, denn mit dem Daumen lenke ich die Klinge, wenn
es an die feineren Arbeiten geht.
Mittlerweile habe ich meine
Schnitzmesser um eines von Firma Kirschen erweitert, das eine feinere
Klinge hat. Damit komme ich aber irgendwie kaum klar. Das ist nicht
so meines. Ebenso besitze ich ein Löffelschnitzmesser von
Frost/Mora. Ich finde die Aussicht, Löffel selbst zu schnitzen
irgenwie ganz nett – aber auch das Löffelschnitzmesser ist
irgendwie nicht so mein Ding. Jedenfalls bislang nicht.
Als meine Kinder kleiner waren, habe
ich viel Spielzeug selbst gebastelt, das so in Richtung
Waldorfpädagogik ging. Um diese grundsätzlichen Ansätze gut zu
finden, muss man übrigens nicht Eurythmie gelernt haben und seinen
Namen tanzen können. Man sollte sich einfach mit Herrn Steiner als
jemanden befassen, der zu einer Zeit, als Bildung vor allem der
Mittel- und Oberschicht vorbehalten war, beschlossen hat, eine
Schule für Arbeiterkinder ins Leben zu rufen, weil er dachte, das es
wichtig ist, etwas in Ruhe und möglichst gut zu lernen. Wenn ich
sehe, was daraus für ein zum Teil elitärer Kram geworden ist,
überlege ich, ob der gute Kerl eigentlich im Grab rotieren würde,
wenn er das sehen könnte.
Nun ja, auf jeden Fall fühle ich mich
sehr wohl, eigentlich wieder zu diesen „Wurzeln“ zurück zu
finden und sie mit neuen Erkenntnissen, neuen Ideen und neuem
Werkzeug weiter zu entwickeln. Es tut mir einfach sehr gut. Oben auf dem Foto seht ihr zwei meiner Schnitzarbeiten und im Vergleich zum selbstgeschnitzten Hasen einen von Ostheimer. Weiter oben findet ihr den "Braschplatz-Hahn" und ein Schweinchen aus Lindenholz von dort (da waren mal Baumpflegearbeiten). Auf dem Foto mit dem geschnitzten Männchen und dem Drachenbild (Brandmalerei) ist das Mora-Messer zu sehen.
Mittlerweile hatte Nick Geburtstag – und da heute der 22. Februar
ist und wir faktisch vor genau 5 Jahren so ziemlich alles verloren
haben – finde ich es auch ziemlich toll, dass wir nach 5 Jahren
wieder eine Dekupiersäge haben. Das ist eine elektrische Laubsäge,
mit der man ziemlich viele coole Sachen machen kann. Nick hat schon
ganz fleissig sägen geübt und damit das konzentrierte Sägen nicht
ganz so langweilig wird, habe ich auf den Reststücken ein bisschen
herumgemalt und siehe da, das Übungsstück um engere Kurven zu sägen
ist ein Kamm geworden! Den seht ihr unten auf dem Foto. Das fand seine Schwester so toll, dass sie
auch einen haben wollte – und sie bekommt jetzt ein Unikat. Den darüber. Das
sieht zwar etwas ungewohnt aus, funktioniert aber als Kamm ganz
prima.
Vor allem – es ist selbstgemacht. Es
ist etwas, für das man Mühe aufgebracht hat um es zu machen, wo wir
uns vorgestellt haben, was gefallen könnte – und wo immer wieder
geschaut und nachgeschliffen wurde, bis es für okay befunden wurde.
Vielleicht bekommt man „etwas Perfekteres“ für ein paar Euro
irgendwo in einem Laden. Aber das ist dann halt Massenware, die
irgendwo weit weg von Menschen produziert wurde, die uns nichts
sagen. Und es macht stolz. Darauf, so etwas hergestellt zu haben.