Letzten Sonntag wollte ich mit Joey dann endlich mal wieder eine MTB-Tour machen. Eigentlich von Walsleben aus. Aber Walsleben und Sonntags nachmittags ist etwas, was sich bei der Bahn irgendwie nicht so gut verträgt. Nicht schlimm, also bin ich mit Joey von Neuruppin aus Richtung Kränzlin gefahren - und wie gehabt, selbst als er vorne bei der Kränzliner Siedlung auf dem gemähten Grünstreifen hätte laufen können - nein, Asphalt sollte es sein.
Kurz vor dem Ort ist eine Kurve ist und auf der anderen Seite ein Schotterweg. Wenn die Aussicht ist, ansonsten auf Asphalt zu laufen, ist es doch bestimmt interessanter zu gucken, wo der Schotterweg hinführt.
Na ja und dazu kam halt, dass wir voll in Richtung "dunkler Himmel" gefahren wären und der Weg war quasi quer dazu. Während einer kleinen Pause, bei der Joey Wasser aus einer Tüte schlabbern konnte, habe ich dann die Komoot-App gestartet um zu gucken, was die über den Weg so sagt. Die sagte so etwas wie "das ist die Zufahrt zu einigen Windkraftanlagen!". Ah ja. Aber vielleicht geht der ja noch weiter??? Also weiter. Nein, der Weg endete für sich tatsächlich an so einer Windkraftanlage mitten in einem Acker. Also wieder umdrehen - und... Moment... da am Rand von Acker zu Gebüsch, da ist doch etwas!
Ja, da war etwas. 20 Meter weiter führte ein Feldweg wie Zauberei aus dem recht frisch bearbeiteten Acker. Also ganz am Rand gehalten und die 20 Meter das Rad geschoben um zu dem Weg zu kommen. Der führte uns dann an Bahngleisen ein Stück entlang bis zu einem anderen Weg der über die Bahngleise ging und auf der anderen Seite eine Unterführung unter der Autobahn erkennen lies. Sah ja toll aus, der Weg vom Untergrund her sowieso... also los.
Die Unterführung wird zum Viehtrieb verwendet, rundherum ist Weideland und entsprechend war er mit Elektrolitze abgezäunt und wir mussten über am Boden liegende Zaunlitze. Ich habe geschaut, ob die irgendwie mit dem E-Zaun verbunden war, sah nicht so aus, also drüber und gehofft, die ist tatsächlich ohne Strom.
Da der dunkler werdende Himmel darauf hinwies, das es über kurz oder lang regnen würde, haben wir uns dann neben der Autobahn auf den Weg zurück "gen Zivilisation" gemacht. Ich wollte schon immer mal wissen, ob man da lang kommt und wenn ja, wie. Nun weiß ich es und weil es vor uns eine frische Zweiradspur gab, scheinen wir nicht die Einzigen gewesen zu sein, die den Weg nutzen. Nur das wir halt noch nicht genau wussten, wo wir eigentlich landen.
Auf einem langen Stück Grasweg, der wirklich schön zu fahren war, hat Joey dann beschlossen, durchzugaloppieren. Das war absolut klasse und voll der Hammer! Zwei Kurven weiter ging es dann auf den "Weinberg" und da fing Joey an zu schwächeln. Genau in dem Moment kam der erste Blitz runter und es fing an zu tröpfeln. Fand ich nicht so ganz lustig mit dem Blitz... Joey auch nicht, der wollte eigentlich dann quer über den Acker, zur nächsten Versteckmöglichkeit. Durfte er aber nicht. Also hat er sich zusammengerissen und ist die letzten paar hundert Meter noch sehr zügig gelaufen.
Gelandet sind wir dann in Bechlin an der Kirche. Joey hätte sich gerne an die Mauer gedrückt, aber ich fand das doof, schließlich gibt es da ein Buswartehäuschen. Fand er dann auch besser, vor allem weil er sich da unter die Bank quetschen konnte. Ich habe seine Leine vom Rad gelöst und dann fing es auch so richtig heftig an zu schütten und zu gewittern. Nick und ich haben letztens Jahr einige Sacki-Videos (klick mich, ich bin ein Link & Danke an Sacki für die ganze Arbeit!) zum Thema Waldlaufen geschaut und darunter war dann auch eines "Verhalten bei Gewitter". Ich dachte, wenn das Rad im Wartehäuschen vor uns steht, erhöht sich bei diesem Gewitter unweigerlich die Chance, gegrillt zu werden. Also ein Stück weiter an die Litfasssäule gelehnt und dann saßen Joey und ich fast eine Stunde lang in dem Bushäuschen fest. Meine Fresse, das hat ja gar nicht mehr aufgehört zu grollen, grummeln und donnern! Nach und nach lief dann das Wasser auch ins Buswartehäuschen und Joey lag im Nassen. War ihm egal. Der hat sich so klein gemacht, wie er nur konnte.
Als ich da so festgesessen habe, habe ich darüber nachgedacht, wie das wohl ist, wenn man durch einen Blitz gegrillt wird. Ich habe Nick angerufen, der soll sich keine Sorgen machen und dann kam irgendwann eine Nachricht von meiner Tochter, ob bei uns auch so ein scheiß Wetter wäre und die andere Tochter und mein Mann haben sich eingeklinkt (wir haben einen familiären Gruppenchat dank meiner ältesten Tochter) und so war es ein netter Zeitvertreib. Aber komisch, das in ganz Deutschland so ein scheiß Wetter zu sein schien.
Ich schätze, ich habe später über eine viertel Stunde gebraucht, um Joey zu motivieren, unter der Bank wieder hervorzukommen und das wir weiter fahren - zwar im Regen, aber weiter und nach Hause. Da angekommen klappt es dann meistens ganz reibungslos in solchen Fällen - Junior kümmert sich um den Hund, nimmt ihm das Geschirr ab und rubbelt ihn mit den Hundehandtüchern trocken und ich kann sofort unter die heiße Dusche verschwinden und mich aufwärmen.
Die große Überraschung kam dann aber nach dem Abendessen - es klingelte an der Türe und meine Tochter war da. Einfach so. "Mal eben zu Mama fahren". Wobei "Mal eben" in dem Fall 360 km einfache Strecke sind. Das war total schön! Auch wenn sie dann meinte, so gegen halb vier müsste sie wieder losfahren um morgens rechtzeitig auf der Arbeit zu sein. Egal. Die Überraschung ist jedenfalls sehr, sehr gelungen. Ich dachte, ich sehe die erst Weihnachten wieder.
Whow, wenn ich merke, das ich irgendwie doch verdammt viel richtig gemacht habe, was meine Kinder anbelangt...
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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.