Dienstag, 7. Juli 2015

Ein Haus voller Musik...


Kennt ihr Piggeldy & Frederick? Diese beiden Zeichentrickschweinebrüder? Meine Kinder sind mit denen groß geworden, insbesondere deshalb, weil eine meiner Töchter alles mögliche rund um Schweine gesammelt hat, was ja irgendwie immer ein sehr „dankbares“ Sammelgebiet ist.

„Frederick“ fragte Piggeldy seinen großen Bruder immer... „Frederick, WAS IST...“ und wer die beiden kennt, weiß, das dann von Frederick immer ein „Nichts leichter als das, komm mit!“ erwidert wird und beide loslaufen. In einer Geschichte fragt Piggeldy seinen großen Bruder was eine Gitarre  ist.

Als Erwachsener fallen einem wahrscheinlich hunderte Erklärungen dazu ein, aber die beiden Schweine wandern los, zwischen Wiesen und Feldern durch und irgendwann kommen sie an ein Haus. Aus diesem Haus klingen wundervolle Töne durch die Luft – und beide lauschen ganz andächtig und begeistert: Ein Haus voller Musik!

In Neuruppin gibt es zwei solcher Häuser, aus dem einen kommen meistens irgendwelche Töne von Blechinstrumenten, oft etwas abgehackt und einsam... und aus dem anderen bebt es oft durch Fenster und Wände. Das ist für mich das „wahre Haus voller Musik“. Es ist die Klosterkirche. Sehr oft schwingen Töne durch die Luft, meistens von der großartigen Orgel, wenn ich dort mit den Hunden vorbeigehe. Gerade in den frühen Morgen- oder in den Abendstunden ist es dann oft eine etwas besondere Atmosphäre rund um die Kirche – und ich mag es wirklich sehr, dort zu sitzen und der Musik zu lauschen. Manchmal übt nur jemand auf der Orgel, manchmal ist ein Konzert, aber allen gemein ist, das sie zum verweilen, lauschen, nachdenken – und lächeln einladen. 





Samstagnachmittag war die Kirche auch wieder voller Musik – und ich möchte mich bei Reyk und Juliane für die vielen wundervollen musikalischen Momente bedanken. Denn die beiden haben dort am Samstag geheiratet. Während draußen das Thermometer auf über 34 Grad kletterte, war es in der Klosterkirche angenehm kühl – und es hat Spaß gemacht, die Leute zu beobachten. Familie und Freunde saßen ganz vorne wo der Altar und die Orgel ist und auch die Reihen dahinter wurden mehr und mehr genutzt. Die ersten etwas dichter und je weiter hinten, desto weniger. Aber irgendwie war jede Bank dennoch besetzt und von sehr alt bis ganz jung war alles dabei.

Als das erste übliche Kirchenlied anfing, huschten noch einige Leute zum Ständer mit den Gesangsbüchern um sie hinten zu verteilen. Was sehr löblich war – allerdings waren die Liednummern nicht ausgehängt oder wurden angesagt und so blieb es hinten oft beim „na ja, wir würden ja gerne wenn wir denn könnten...“, was aber gar nicht mal so verkehrt war, denn die meisten Leute in einem Gottesdienst können eher schlecht als recht singen. Wie gut, das vorgesorgt wurde! Ganz automatisch, denn die guten und textsicheren Sänger waren fast allesamt im vorderen Teil. Wie das denn so ist, wenn viele Kirchenleute und Chorleute zu Familie und Freunden gehören. Der Effekt war eigentlich ganz nett, denn aus dem engen vorderen Kirchenschiff „ploppte“ die Musik quasie nach hinten heraus wie ein Korken aus einer Flasche und machte klar: „Musik ist geregelt, ihr da hinten BRAUCHT nicht singen!“. Dankeschön. Super organisiert!

Während ich sonst ja draußen sitze um der Orgel zu lauschen, war ich nun diesmal drinnen – und habe es einfach nur genossen, was der Organist da aus der Orgel gezaubert hat. Ich kann euch keine Stücke nennen, weiß nicht, wer der Organist war oder der Trompeter – außer das er gnadenlos gut gespielt hat und irgendwie zur Familie gehört. Aber genau wie es mir bei gemalter oder gewerkelter Kunst ziemlich egal ist, ist es doch eigentlich auch hier. Was letztlich zählt ist, wie es wirkt!

Viele leise Töne, mittlere Töne und auch mal sehr kräftige aus der Orgel ließen sie hörbar nach Luft seufzen, fast so als ob sie „huiiii, heute geht es aber rund hier!“ dachte und hier und dort ein paar Erinnerungen zusammengekratzt hat: „Wie ging das noch einmal?“. Wie gesagt, die Orgel. Nicht der Organist. Das hat schon sehr viel Spaß gemacht und mir ab und an ein Lächeln entlockt. Den Reflex, nach einer guten Darbietung zu klatschen musste sicherlich nicht nur ich mir unterdrücken.

Frau Graap, die Pastorin, trug dann zwischendurch einen Text von Erich Fried vor, über die Liebe. Wie das so ist bei Hochzeiten – und ja, über die Liebe lässt sich vortrefflich philosophieren. Insbesondere dann, wenn es einem damit gerade nicht gut geht nimmt man sie gerne von vorne bis hinten auseinander, dehnt sie bis zum Zerreißen – und stellt am Ende fest: sie ist wie eine große Packung Kaugummis auf denen als Marke „Liebe“ steht. Jedes wird durchgekaut bis es nicht mehr schmeckt, von vorne nach hinten gedreht, langgezogen, aufgeblasen, manchmal ausgespuckt, manchmal irgendwo hingeklebt. Gerade dann, wenn man eines mal loswerden wollte, bleibt es längere Zeit unter der Schuhsohle des Lebens kleben und im Endeffekt kann man jedem Menschen nur wünschen, so eine Art mentaler Mc Gyver zu werden. Getreu dem Motto: „Mit Kaugummi der Liebe und einer Büroklammer der Toleranz überwindet er jedes Hindernis!“. Das ist übrigens nicht von Fried. Das ist meine Philosophie.

Der Patenonkel von Juliane, der ebenfalls zu Gottes Bodenpersonal gehört, erzählte dann etwas von den Hoch-Zeiten und den Zeiten, in denen es eben nicht so toll läuft und die man oft nur aushält, weil man weiß, es wird irgendwann auch wieder besser und man hatte auch schon gute Zeiten. Das war sehr nett.

Nun denn, zwischendurch sah man einige Leute aus der Kirche verschwinden, immer mit Musikinstrumentenköfferchen dabei. Das war dann schon mal sehr spannend und dann verließen die Herren des Möhringchores nach und nach die Kirche. Auch sehr spannend. Beide Gruppen fand man später hinter der Kirche wo abwechselnd der Chor ein Lied sang und die Band schmissige Takte von sich gab, während sich bilderbuchmäßig die großen und kleinen Menschen im Sonntagsstaat und oft mit Hut in der Sonne vergnügten, sich von einem Buffet auf einem Anhänger etwas zu trinken oder ein Stück Kuchen holten und einer ganz wundervollen Lebenslust frönten und das Hochzeitspaar sich unter der großen Buche in den Schatten stellte, Glückwünsche entgegen nahm, für Fotos posierte und einfach nur großartig aussah. Fontane wäre sicherlich beglückt gewesen!


Auch von uns aus alles Liebe und Gute für euch!










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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.