"Das ist kein Diskussionsforum!" bekam ich gestern von einer sehr jungen Dame mitgeteilt. Hintergrund war ein Gesuch von jemandem mit Phantasienamen, das lautete: "Suche Züchter in Neuruppin, will mir einen Hund kaufen, Rasse egal, Hauptsache klein!".
Wer eine Frage so formuliert, scheint definitiv nicht viel Ahnung von Hunden zu haben - und das so eine Formulierung für einen seriösen Züchter (und manche andere) ein absolutes Totschlagargument wäre, um diesem Menschen einen Hund zu verkaufen ist eigentlich auch klar.
Während mir einige beigepflichtet haben, kam unter anderem ein Angebot: "Kann es auch ein Jack Russel sein?". Da wird ein Lebewesen zu einem Ding. Einem Einrichtungsgegenstand, einem lebenden Spielzeug, einem Accessoire degradiert - und es gibt Menschen, die so etwas völlig selbstverständlich finden und sich aufregen, wenn man nachfragt.
Ja, man KANN bei "Tauscht, Trödelt und Verkauft" nach einem Züchter fragen. Aber man könnte auch Google bemühen, wenn man sich wirklich etwas mehr Gedanken macht. Oder sich auf der Internetseite des VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen) informieren, die zum Einen Rassebeschreibungen haben und zum Anderen ein Verzeichnis der angeschlossenen Züchter. Aber: Rasse, egal, Hauptsache klein???
Aber... es ging wahrscheinlich eher um etwas, das Züchter "Vermehrer" nennen. Also Menschen, die ohne Plan und nach Gutdünken einfach Hunde verpaaren, weil sie es ganz toll finden, wenn einen Hündin Welpen hat und die dann mit "zuckersüüüüüüüüß" bei Ebay angeboten werden. Deformationen, Erbkrankheiten und mitunter eklatante Unterversorgung gerne auch inbegriffen, Hauptsache, es kommt mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel Kohle rein.
Wenn ich also schon die Erfahrung gemacht habe, wie wenig Gedanken sich manche Menschen letztlich um Hunde machen, Hauptsache, es wird erst einmal einer angeschafft - darf ich dann nicht die Motive hinterfragen?
"Tolle" Beispiele, wie es schief geht sind doch auch ganz prominent: Paris Hilton zum Beispiel, die ihre Hunde wechselt wie Unterwäsche und sind sie nicht mehr hip, haben sie Pech gehabt. Unterwäsche, die uncool wird, kann man wegwerfen. Einen Hund halt nicht. Nicole Ritchie. Genau so. Hippe coole kleine Hündchen. Als die damit angefangen hat, war die Gästebuchseite von zwergspitz.net voll mit mindestens hundert Einträgen von Teenies, die uuuuuunbedingt so einen süßen Zwergspitz wie Nicole Ritchie haben wollten. Preis wäre oft sicherlich egal gewesen, Hauptsache, das Accesssoire Hund wäre top aktuell. Das so ein Hund eigene Bedürfnisse hat und eben kein Plüschtier ist, das man nach Gebrauch nett auf ein Sofa drapieren kann, egal.
Dann war doch letzte Woche zu lesen, das Bushido seine Hunde "mit gesenktem Haupt und geknicktem Gesichtsausdruck" im Tierheim abgegeben hätte. OK, sollen die Hunde seiner Mutter gewesen sein, aber die Begründung war - wie oft und gerne genommen - "Allergie". So plötzlich nach zwei Jahren? Ich hoffe, er hat wenigstens verdammt viel Geld für den Tierschutz und die Versorgung dort gelassen.
Dann gab es das Drama um Dobermann-Hündin Sheila. Auch da hat keiner richtig geschaut, nachgefragt - und das Ende war ein mit Klebeband gefesselter, erschlagener und ertränkter Hund, der in ganz Deutschland für Entsetzen und Fassungslosigkeit gesorgt hat.
Aber hey, junge Dame, die meinte es wäre kein Diskussionsforum... wir leben nun einmal in einer Welt, in der es immer mehr Leute gibt, die genau wie die drei Affen sind: Nix sehen, nix hören, nix sagen. Weil es bequemer ist und man sich damit keiner Kritik aussetzt. Hauptsache, man kann sich hinterher wunderbar darüber aufregen, wenn etwas ganz schief gelaufen ist. Auch das sieht man - so man einen hat - fast jeden Tag im Fernsehen. Leute, die sich plötzlich mit: "Ich habe es ja schon immer gewusst!" vor der Kamera suhlen wie Schweine im Schlammloch, wenn in der Nachbarschaft ein (tödliches) Drama passiert ist. DANN, genau DANN wenn es zu spät für die Opfer ist, dann hat man es schon immer gewusst. Aber bloß vorher nichts sagen.
Es wird gerne nach mehr "Zivilcourage" gerufen, nach mehr Menschen, die auf Mißstände aufmerksam machen, darauf, das etwas nicht stimmt, die sich bei Ungerechtigkeiten einsetzen. Wenn das bei Tieren nicht sein soll (wobei ich zugeben muss, diese junge Dame war die Einzige, die sich beschwert hat und versucht hat, es ins Lächerliche zu ziehen) - wie soll man dann darauf hoffen können, das es bei Menschen klappt?
Da schafft sich jemand einen Hund an und blubbert ganz stolz herum, wie gefährlich der werden kann und das der im Bedarfsfall sofort zubeisst. Gleicher Mensch hat aber selbst mehrere Verfahren wegen Gewaltdelikten und anderen Dingen auf seiner Vita und erklärt auch öffentlich, wie er gerne mal nicht lange fackelt, sondern zulangt. Soll man dann sagen: "Na suuuuper, herzlichen Glückwunsch! Der Hund passt ja echt klasse zu dir!" - oder sollte man überlegen, ob so eine Kombination auch angesichts der Kinder und sehr alten Leute in der Nachbarschaft vielleicht eine tickende Zeitbombe ist? Wer möchte denn im Notfall dem kleinen Kind auf der Intensivstation erklären: "Na ja, du, dumm gelaufen, aber du wirst jetzt für den Rest deines Lebens mit einem entstellten Gesicht rumlaufen!" oder was bekommt der alten Mensch gesagt, der vielleicht von so einem Hund angegriffen wird? "Hey, mit über 70 Jahren, stell dich mal nicht so an, bist ohnehin reif für die Kiste!" wenn es schief geht? MUSS man erst warten, bis (wieder) etwas passiert?
Wahrscheinlich...
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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.