Die Kulturabteilung der Fontanestadt
hatte zu seinem Workshop „Ein Kulturbeirat für
Neuruppin?!“eingeladen. Da ich als sachkundige Einwohnerin im
Ausschuss für Kultur, Soziales, Schule, Städtepartnerschaften....
bin, fand ich die Fragestellung sehr interessant. Da dieser Blog sich
wirklich gut entwickelt und eigentlich ja auch ein Angebot für Leute
ist, sich über das Leben und die Angebote hier zu informieren, war
es erst recht interessant.
Kultur und Hund passt so etwas
überhaupt zusammen?
Kultur ist ein weiter Begriff, der
sich aus dem lateinischen „cultura“ herleitet und eigentlich den
Ackerbau meint. Allerdings hat der Begriff Kultur mittlerweile sehr
viele Bedeutungen, von „Bakterienkultur“ – und dabei kommen
zwar superschöne und faszinierende Bilder unter dem Mikroskop bei
heraus, aber niemand würde diese mit Kultur im Sinne von „Kunst
und Schöngeistigem“ in Verbindung bringen. Es gibt
Kulturlandschaften, kulturelle Bildung, Kulturkritik, Monokultur,
Esskultur und so weiter und so fort. Laut Wikipedia ist Kultur „im
weitesten Sinne alles, was der Mensch
selbst gestaltend
hervorbringt, im Unterschied zu der von ihm nicht geschaffenen und
nicht veränderten Natur.
Kulturleistungen sind alle formenden Umgestaltungen eines gegebenen
Materials, wie in der Technik
oder der bildenden
Kunst, aber auch geistige Gebilde wie etwa
Recht,
Moral,
Religion,
Wirtschaft
und Wissenschaft.“
Karte aus Russland, leider ausschließlich kyrillische
Buchstaben ;-)
Sind Hunde also Kultur? Als
Begleiter der menschlichen Kultur und angesichts der enormen
geschaffenen Rassevielfalt – irgendwie schon. Als Herr Krohn den
Artikel über den Lichterworkshop verlinkt hat, kam als Kommentar von
jemandem: „Nett, das sich jetzt auch Hunde für Lichtkunst
interessieren!“. Na, sie kommen halt mit, wo es geht. Es sind für
sie neue Eindrücke, spannend, sie erleben was. Wölfe als
Ausgangstiere der Hunde, haben einen großen Aktionsradius und sind
viel in Bewegung. In ihren Revieren gibt es jeden Tag etwas, das sich
verändert.
Viele Hunde haben so etwas nicht
mehr. Sie sind Kinderersatz, Wachhunde – und kommen oft über die
Wohnung, den Garten und vielleicht mal 500 Meter Toilettenrunde nicht
hinaus. Kinderersatz... (oder Partnerersatz) – auch ein tolles
Stichwort. Die Menschen haben mehr und mehr Hunde. Diese sorgen für
mehr Bewegung, sie halten den Menschen fit – und wer einen Hund hat
weiß, dass er viel schneller mit anderen Menschen ins Gespräch
kommt. Egal in welchem Alter.
New York 1999 / Elliot Erwid Snaps.
Die Karte sollte ursprünglich aus Maastricht geschickt werden, kam dann aber von einer Niederländerin aus Rumänien.
New York 1999 / Elliot Erwid Snaps.
Die Karte sollte ursprünglich aus Maastricht geschickt werden, kam dann aber von einer Niederländerin aus Rumänien.
Mittlerweile weiß ich, dass ich mit jeder unerzogenen Rotzgöre irgendwo in ein Museum könnte. Die könnte quengeln, überall Fingerpatschen hinterlassen und wenn so ein Kind durch die Räume rennen würde, die Leute würden zwar nicht unbedingt freundlich gucken, aber sie dürfte das meist ungestraft. Mit einem Hund, egal wie gut erzogen, kann ich in Urlaub fahren – bin aber oft von kulturellen Angeboten ausgegrenzt, da Hunde nicht erwünscht sind. Ähnliches gilt für viele Hotels. Mit einem gut erzogenen Hund wurden wir in ein Kellerabteil abserviert. Mit einem brüllenden Kleinkind hätten wir alle anderen Hotelgäste problemlos tyrannisieren können und ein vollgekrümeltes Hotelzimmer (und ein abgesoffenes Bad) bedeuten keinen Aufpreis, der mit „gründlicherer Zimmerreinigung“ begründet wird.
Kaiserin Elisabeth
Das besondere an dieser Karte ist, dass ich sie aus China bekommen habe.
Manchmal hat man das Glück und kann ihn in einem Museum im Empfangsbereich anbinden und hoch und heilig versprechen, mehrfach nach ihm zu gucken. Damit war es mir und meinen Kindern möglich, eine wirklich phantastische Ausstellung über Street-Art in Wuppertal zu besuchen. Aber wie ist es als Urlauber hier in der Gegend? Muss ich den Hund im Sommer im Auto lassen, was unter Tierquälerei fällt? Soll er im Hotelzimmer bleiben und ggf. rumbellen, was Ärger mit dem Hotelbetreiber gibt? Wieviel Kultur ist NICHT möglich, wenn man einen Hund hat? Es ist einfach zu sagen: „Hunde bleiben draussen!“ – aber ist das tatsächlich IMMER angebracht – oder ist es manchmal besser, einen Kompromiss zu finden um auch Kulturtourismus für alle zu ermöglichen? Immerhin setzt Neuruppin auch auf Tourismus.
Ruppi-Struppi ist irgendwo ein
Stück Kulturbeitrag, denn wir erzählen vom Leben hier. Ausserdem
berichtet Ruppi-Struppi zwischendurch auch über Kultur von hier:
Drachenbootrennen, Martinimarkt – auch das sind kulturelle
Angebote. Die Klosterkirche – auch das ist ein Stück Kultur, die
Geschichte der Stadt ebenso.
Von daher hat es mich wirklich sehr
gefreut, an dem Workshop teilzunehmen. Sowohl als jemand, der auf
seine Art und Weise und mit viel Spaß und Kreativität ein Stück
Kultur (es gibt übrigens auch eine „Blogkultur“ und eine „Kultur
des Schreibens“) gestaltet als auch als Mitglied des Sozial- und
Kulturausschusses.
Eine japanische Comicfamilie, der Hund heißt so, wie er aussieht: Weiß. Die Karte habe ich aus Taiwan bekommen
Es war eine sehr interessante Runde,
die sich auf Einladung von Herrn Zetzsche (Amt für Bildung, Kultur
und Soziales) in der Kulturkirche zusammengefunden hatte. Die
Allermeisten kannten sich – oder wahrscheinlich besser: ich kannte
bist dahin alle Anderen nicht. Nach einer Präsentation von Dr. Föhl
und Frau Künzel vom Netzwerk über Kulturberatung (Berlin) über
Kulturpolitik, deren weites Feld an Aufgaben, deren Probleme und den
neuen Herausforderungen wurden anhand von Beispielen aus anderen
Städten die Möglichkeiten vorgestellt, wie ein Kulturbeirat sich
zusammensetzt, welche Aufgaben her hat und wo er rechtlich verankert
ist. Es gab eine interessante Diskussion, bei der wir das Glück
hatten, zusätzlich durch den Galeristen des Kunstraumes Neuruppin,
Herrn Bunk, viel über die Arbeit eines solchen Kulturbeirates am
Beispiel der Stadt Köln zu erfahren. Danke dafür.
Sehr wichtig war eigentlich der
Aspekt, dass ein Kulturbeirat in keiner Weise der Politik – also
den Stadtverordneten und dem entsprechendem Ausschuss –
Entscheidungen abnimmt. Er hätte, sollte sich tatsächlich einer
bilden, immer nur eine beratende Funktion. Setzt sich der
Kulturbeirat zum Beispiel zu einem großen Teil aus hiesigen
Kunstschaffenden zusammen, hätten die Stadtverordneten, sachkundigen
Einwohner und Ortsbeiräte dann die Möglichkeit, sich ein viel
besseres Bild zu verschiedenen Fragen zu machen um sich eine Meinung
bilden zu können.
Ein Bild von William Wegman als Postkarte.
1999 gab es in Helsinki eine Ausstellung von Wegman und der Absender aus Finland war dort mit seinem Großvater, der ihm diese Karte gekauft hat. 12 Jahre später habe ich sie für mein Projekt bekommen, was mich wirklich sehr gerührt und tief beeindruckt hat.
Ein Bild von William Wegman als Postkarte.
1999 gab es in Helsinki eine Ausstellung von Wegman und der Absender aus Finland war dort mit seinem Großvater, der ihm diese Karte gekauft hat. 12 Jahre später habe ich sie für mein Projekt bekommen, was mich wirklich sehr gerührt und tief beeindruckt hat.
Ich finde das sehr wichtig – denn was Kunst und Kultur anbelangt wird es sicherlich immer problematischer werden, wenn insgesamt eine Sparpolitik gefahren werden muss. Tatsache ist, das, wenn es um Kindergärten und Hortplätze geht, das „Ja, machen wir!“ viel schneller über die Lippen geht als wenn es Kunst betrifft und es sehr viel einfacher ist zu sagen: „Wenn ihr NEIN sagt, dann gibt es weniger Kita-Plätze!“ als zu sagen: „Wenn das abgelehnt wird, haben wir das nicht als Attraktion für die Stadt!“. Wenn es um Kitas oder das Obdachlosenheim K6 geht, sitzen hinten im Saal immer Eltern oder eben Bewohner des K6. Sie zeigen Präsenz und setzen sich damit für das ein, was ihnen wichtig ist. Sie können auf etwaige Veränderungen recht schnell reagieren – im Kulturbereich (Kunst/Musik/Theater etc.) ist es nicht so schnell möglich. Natürlich gibt es viele Menschen, die das wirklich große Kulturangebot dieser Stadt schätzen – aber wie viele von denen würden sich im Bedarfsfall tatsächlich kurzfristig zusammenfinden, in einer Sitzung auftauchen und sich für eine Sache mit Herzblut einsetzen?
Dazu kommt ein kultureller Wandel.
Etwas krass gesagt: was gab es zu Fontanes Zeiten? Und mit welch fast
ausuferndem Kulturangebot werden wir heutzutage konfrontiert? Was
wird als Kunst (und damit als Kultur) angesehen – und was nicht?
Wer greift auf die kulturellen Angebote zurück – und wer tut es
nicht? Ich würde mich von daher sehr freuen, wenn sich ein
Kulturbeirat für diese Stadt mit ihrem wirklich großen Angebot
zusammenfinden würde, der sich für alle Beteiligten, egal ob
Künstler, Verwaltung oder Stadtverordnete und Co zu einer
Bereicherung entwickelt.
Ich bin sehr gespannt, wie es weiter
geht!
Die Bilder auf dieser Seite sind ein
Teil meiner stetig wachsenden Sammlung an Postkarten mit Hunden drauf, die ich zum größten Teil aus
aller Welt zugeschickt bekomme und mit denen ich irgendwann ein Kunstprojekt realisieren möchte. Wer also irgendwo noch Postkarten mit Hund drauf hat: hier! :-D
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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.