Huch, lange nichts mehr geschrieben. Es
gibt uns aber noch!
Bei der ganzen Wolle, die hier
angeliefert wurde, ist vor einigen Wochen eine Spindel dabei gewesen. Also das runde Holzteil oben auf dem Bild. Vor rund 40 Jahren hatte ich „Wolle spinnen mit einer Handspindel“
dann mal in der Schule. Es war furchtbar und hat nicht geklappt. Was
aber auch mit an der Lehrerin lag, die es selbst eigentlich nicht
richtig konnte und die Spindel damals war auch so ein „Säg mir mal
eine Scheibe aus Restholz und schiebe da einen Rundstab durch...“.
Zu schwer, zu groß.
Mein Probierset war eine Holzspindel
und drei verschiedene Wollsorten im Kammzug für 8 Euro. Kammzug
heißt, die Wolle ist gereinigt und gekämmt, die Fasern liegen alle
in einer Richtung. Eine Anleitung habe ich bei Chantimanou gefunden,
die macht Youtube-Videos darüber. Sie kann das wirklich super
erklären – und so habe ich mir der „Park and draft“-Technik
die ersten dicken Fäden hinbekommen. Also Wolle auseinander ziehen,
Spindel drehen, den entstehenden Drall in die Wolle wandern lassen,
Spindel festklemmen, aufwickeln. Und so weiter. Das hat echt Geduld
und Durchhaltevermögen gekostet, weil es einfach mühselig ist, der
Faden oft reißt und neu angesetzt werden muss, die Spindel
runterfällt oder sich zurückdreht, weil der Faden zu dick geworden
ist und die Spindel sich dann nicht lange dreht.
Weil man Wolle, die man kardiert hat (Karden sind Bürsten mit vielen Metallhäkchen, also ähnlich wie manchen Hundebürsten, nur in viel größer) aufgerollt besser verspinnen kann, habe ich das auch ausprobiert. Dabei kann man auch Wolle mischen, was mir noch viel besser gefällt. Diese Rollen, die man verspinnt, werden "Rolags" genannt.
Mittlerweile habe ich mindestens schon
einen halben Kilometer Faden gesponnen. Der gelbe auf den Fotos hier ist mit einer der ersten Versuche und auf dem Bild unten sieht man, wie unregelmäßig und dick der da noch war. Der wird immer noch etwas
unregelmäßig, aber ich bekomme den grundsätzlich schon mal gut hin
und auch so, dass die Spindel sich frei dreht und ich dabei die Wolle
ausziehen kann, bis die Spindel auf dem Boden aufsetzt und ich den
entstandenen Faden auf die Spindel wickeln muss um das nächste
Fadenstück zu spinnen. Besuch, der bei uns war und gesehen hat, dass ich nun so spinne, das Garn dabei herauskommt, hat "Dornröschen" zu mir gesagt. "Oder Frau Holle!".
Mit dem Faden auf der Spindel ist aber
noch keine Wolle fertig, die man verhäkeln, verstricken oder
verweben kann! Der muss irgendwann abgewickelt und verzwirnt werden.
Also mit einem zweiten Faden versponnen. Also muss man mindestens
doppelt so viel Garn spinnen, wie man am Ende gerne haben möchte. Hier auf dem Bild sieht man, wie zwei Fäden miteinander verzwirnt sind.
Auch dann ist die Wolle noch nicht
fertig zum verstricken und Co! Die verzwirnte Wolle muss gehaspelt
werden. Das bedeutet, sie wird fest um ein Gestell gewickelt und hat
Zeit, sich „zu setzen“. Ich wickle sie um eine Stuhllehne. Eine
Runde sind etwa 75 cm. Dann kann ich gleich gucken, wieviel ich
gesponnen habe. Dort bleibt die Wolle einen Tag. Dann wird sie mit
Bändern abgebunden und kommt in eine Schüssel mit heißem Wasser.
Sie wird so mindestens 20 Minuten gebadet. Wolle schrumpft dabei.
Danach kommt sie in kaltes Wasser und dann wird sie gestreckt,
ausgewrungen, ein paar Mal auf den Wannenrand geschlagen um sich
besser zu verfilzen – und dann darf sie trocknen.
Es ist ein langwieriger und langsamer
Prozess und ich bewundere unsere Vorfahren, die es so fertig gebracht
haben, Garn für die komplette Bekleidung und sogar für riesige
Segel zu spinnen! Dazu kommt ja, das verschiedene Fasern auch
verschieden lang sind. Es gibt Schafwolle mit langen Haaren, die bis
zu 12 cm lang sind. Andere Schafrassen haben nur kurze Haare mit 3 –
4 cm. Auch Leinenfasern habe ich schon mit versponnen – die sind
zwar schön lang, aber sehr glatt. Insgesamt finde ich es total faszinierend, wie man aus wenigen Fasern dann einen Faden spinnen kann, der eine immer schwerer werdende Spindel hält.
Es ist sehr spannend, sich mit dem
Thema zu befassen – und es gibt sehr viel zu lernen. Da die von mir
hergestellte Wolle sehr unregelmäßig ist und keine lange Lauflänge
hat, wird sie verwebt. Und das... ist dann die nächste Geschichte!
:-)
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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.