Donnerstag, 12. April 2018

Besuch in Oldenburg

Wir waren in der Woche nach Ostern in Oldenburg zu Besuch. Dort kommen wir ja eigentlich her und ich habe auch lange in der Stadt gelebt. Sie hat mit Neuruppin einige Dinge gemeinsam: Es gab einen großen Stadtbrand, bei dem viele Häuser vernichtet wurden. Sie hat eine Innenstadt mit Fußgängerzone und wirklich schöne alte Häuser. 

Davon möchten wir euch einfach mal ein paar zeigen, denn sie machen den Charme der Stadt aus, die - genau wie Neuruppin - regionales Oberzentrum (Nachtrag: Neuruppin noch nicht so ganz...) und Justizstandort ist. Mit dem Unterschied, dass sie über 100 000 Einwohner mehr hat. 

Alle Häuser sind in der Innenstadt von Oldenburg in der Fußgängerzone und oft Jahrhunderte alt. Manchmal auch mit ungefähr einem Jahrhundert dazwischen, wie auf dem oberen Bild. 



Auf dem folgenden Bild fällt der Unterschied nicht so krass auf, aber das Haus links ist eigentlich ein Fachwerkhaus, das irgendwann zur Straßenseite hin eine neue Front bekommen hat. Aber das ist auch schon ziemlich lange her...




Hier so ein wundervolles altes Haus in Vanillegelb mit reicher Stuckverzierung... davon haben wir in Neuruppin ja auch ein paar. Das sind echt Hingucker und Charmebolzen. Auch wenn der Denkmalschutz einen als Besitzer eines solchen Hauses echt in den Wahnsinn treiben kann: 


Und hier eines der bedeutendsten und ältesten Häuser der Stadt, mit dem Gemälde von Graf Anton Günther drauf: 

Richtig schön - oder? 









Okay, vielleicht wundert ihr euch, das die Fotos irgendwie "komisch" sind. Irgendwie fehlt auf denen doch etwas. 

Na ja, ich kenne Oldenburg jetzt bewusst seit etwa 45 Jahren. Seit ich 18 bin, habe ich die meiste Zeit in dieser Stadt gelebt und in der Zeit natürlich auch ihre Entwicklung bewusster mitbekommen. Nun bin ich 50 Jahre alt...jung...mittelalt.

Als die ersten kleinen Läden verschwunden sind, die viel, viel vom "alten Oldenburg" ausgemacht haben, war ich schon traurig. Spannhake, ein riesiges Bastelparadies hatte in einer Seitenstraße einen "Mitmachladen" mit einem richtig guten Kursangebot. Mit als Erstes ist der Mitmachladen verschwunden. Firma Pekol hatte den Oldenburger Busbetrieb und ein Reisebüro in der Stadt. Pekol - das war eine Institution. Die sind auch irgendwann verschwunden. Pelz Eisbein... weg nach der Wende. Zurück auf die alten Ländereien im Osten. De Hollander... WAS für ein wundervoller Laden voller Krimskrams und blinkendem Messing! Lauter kleine Scheiben wie in einer alten Schmiede... weg. 

Und immer dann, wenn das Alte, das, was Charme hatte, nicht mehr gut genug war, kam etwas Neues. So wurde aus einer Stadt voller historischer Häuser im klassizistischen Stil, eine Stadt die eine der ersten Fußgängerzonen überhaupt in Deutschland hatte...

ich könnte echt heulen... stellt euch vor, ihr wärt Krabbeltiere. Ameisen, Käfer und Co. Auf einem Friedhof voller glatter Grabsteine.  Auch gerne "Seelenrutschen" genannt. Im Endeffekt ist Oldenburgs Innenstadt aus Gier und Eitelkeit genau das geworden: Ein überdimensionaler Friedhof der Seelenrutschen-Fassaden. Glatt, hoch, tot. 

Noch ein Grund, nicht mehr zurück zu wollen. Alle zwei Jahre dort einmal durch die Innenstadt laufen, sich erdrückt vorkommen und entsetzt sein, was aus der Stadt geworden ist. Zu sehen, dass diese ganze verdammte Gier nach "das muss noch größer, noch mehr Fläche haben, noch moderner werden, wir brauchen dies, das und jenes... " dann eigentlich auch nur zu Leerstand führt, nachdem die Anfangseuphorie weg ist, das reicht. 



Das Haus mit dem Grafengemälde von vorne:


Ich habe erst gesagt, ich würde denen mal unsere Denkmalschützer gönnen. Aber ich habe überlegt, das die da auch nichts mehr machen könnten. Da ist schon viel zu viel kaputt gemacht worden. Ne, wir brauchen die hier. Auch wenn die mitunter ganz schön nerven können, wenn man ein altes Gemäuer hier hat und manchmal durchaus zu streng sind. Aber wir brauchen die tatsächlich hier. Denn sie verhindern so lange sie es können, dass Neuruppin zu einem Friedhof der Hausfassaden verkommt:










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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.