Vorhin war ich auf meiner Morgenrunde. Draussen, beim Italiener um die Ecke, saß eine ältere Frau, die sich über Farino und Joey freute und noch ein paar Leckerchen in der Tasche hatte, die sie den Hunden zukommen lies. Wir haben uns etwas länger unterhalten und sie sagte: „Ich finde, kein Mensch kann so treu sein wie ein Tier!“. Ich sehe viele Dinge ja eher philosophisch und würde im Normalfall mittlerweile erst einmal hinterfragen, was für einen bestimmten Menschen Treue überhaupt bedeutet. Ich habe das Gefühl, das dieses Wort leider viel zu oft von irgendwelchen Idioten mißbraucht wird, die Treue mit Besitzdenken verwechseln und erwarten, das man selbst dann zu ihnen steht, wenn sie einen schlecht behandeln. Nun ja, ich habe ihr beigepflichtet, weil ich weiß, wie sie es meint.
Wir haben uns noch länger unterhalten
und dann sagte sie: „Also ich würde mir ja nie einen Hund oder
eine Katze anschaffen, denn irgendwann werden die vielleicht krank
und müssen eingeschläfert werden! Dann wäre ich nur am heulen!“.
Ich habe sie angeschaut und gesagt, das so eine Einstellung falsch
ist. Natürlich muss man irgendwann von einem Tier Abschied nehmen –
aber aus Angst davor, das es so traurig ist und einem weh tut auf die
(meistens) ganzen Jahre voller Freude und Liebe zu verzichten, die so
ein Tier einem Menschen geben kann?
Sie fing an zu weinen und erzählte von
ihren Ziervögeln, die sie sehr liebt und wo vor einiger Zeit einer
gestorben wäre. Das hat sie sehr mitgenommen. Das nimmt sie immer
noch mit... - aber auch das ist doch ein Stück Liebe! Traurig sein,
wenn jemand nicht mehr da ist, den man sehr geliebt hat. Egal ob
Mensch oder Tier! Für mich ist es die schwerste Lektion der Liebe
überhaupt – jemanden gehen zu lassen, den man liebt. Manchmal
gerade, weil man ihn liebt.
Man bleibt zurück, ja... aber mit
einem Herzen voller Erinnerungen. Man trauert – aber auch das
gehört zum Leben dazu. Wie weit haben wir uns voneinander und von
anderen Lebewesen entfernt, das wir vor lauter Angst vor Trauer und
dem damit verbundenen Schmerz lieber ausweichen? Vielleicht oft auch
wegschauen und Liebe mit Egoismus verwechseln? Dabei ist es
eigentlich auch völlig egal, ob das Lebewesen, dem wir ausweichen,
zwei oder vier (sechs, acht) Beine hat, Mensch oder Tier ist.
Meine Familie und ich haben schon viele
Tiere über die Regenbogenbrücke gehen lassen – weil es notwendig
war. Meine Tochter trauert nach wie vor um Meerschweinchen „Püschi“
- und nachdem sie damals meinte, wir müssten mit dem Meerschweinchen
zum Tierarzt, das hätte irgendwas, Angst hatte, das Birgit (die TÄ)
es einschläfert und ich sagte: „Na, wird schon nicht so schlimm
sein...“ und wir dann genau damit konfrontiert wurden, sage ich
kaum noch: „Na, wird schon nicht so schlimm sein!“, wenn es zum
Tierarzt geht.
Sie hat Püschi damals untersucht, uns angeguckt und
dann meiner Tochter erklärt, sie hätte die Wahl: „Dein
Meerschweinchen ist sehr krank. Es hat Wasser in der Lunge – und du
kannst entscheiden, ob du es wieder mit nach Hause nimmst, wo es in
den nächsten Wochen nach und nach ersticken wird, weil die Lunge
sich immer weiter mit Wasser füllt – aber dann hättest du dein
Meerschweinchen noch ein bisschen – oder du kannst sagen, du
möchtest deinem Tier die Qualen ersparen und wir schläfern es
gleich ein... ich gehe für zehn Minuten raus und ihr könnt dann
überlegen...“ sprachs, verschwand... und wir haben beide ganz
fürchterlich geweint und uns entschlossen, Püschi einschläfern zu
lassen.
Kein anderes Meerschweinchen war wie
Püschi. Und kein anderes wie meine Schoki (und ich gebe zu, ich
sitze hier und mir laufen bei der Erinnerung die Tränen runter, weil
es einfach absolut tolle Tiere waren, die beide so ein schreckliches
Ende hatten). Kein Hund wird wie Ferreira sein, Farinos Mutter, die
wir auch haben einschläfern lassen, als es wirklich nicht mehr ging.
Aber ihr Einschläfern war bei uns zu Hause und irgendwie war es, als
ob es sich herumgesprochen hat, es waren fast alle von uns dabei. Ich
denke, so war es sehr würdevoll auch für den Hund, der sichtlich
erleichtert schien, das Leben nun beenden zu können. Mit einem
schweren Bandscheibenvorfall und einem riesigen Gesäugetumor.
Irgendwann werden wir auch Farino gehen lassen müssen, der nach wie
vor seinen Herzfehler hat, den aber recht gut kompensiert. Wir waren
letztens bei der Tierärztin, weil es wärmer geworden ist und er
dann mehr Probleme bekommt. Jetzt bekommt er wieder seine
Herztabletten, hat seinen Sommerschnitt „Ratzeputz“ und freut
sich, wenn er drinnen im Kühlen liegen darf, wenn es draußen warm
wird.
Aber bis er dann tatsächlich endgültig
geht, haben wir noch eine lange und oft sehr tolle Zeit vor uns und
wenn er kann, wird er jeden Abend vor meinem Bett schlafen – und
Joey jede Nacht in Farinos und Ferreiras altem Körbchen an meinem
Kopfende vom Bett. Für die Hunde ist die Welt in Ordnung, wenn ich
in ihrer Nähe bin. Liebe ist auch, gemeinsam durch Höhen und Tiefen
im Leben zu gehen – und einander dabei trotzdem zu achten. Ich
denke, das könnten Tiere oft wirklich viel besser als Menschen. Denn
Tiere wissen nicht, was Geld ist. Ob ein Haus groß oder klein ist,
eine Wohnung edel oder einfach eingerichtet ist, ob irgendwo Staub
liegt oder nicht, man Versace oder KIK trägt, die Sachen Löcher haben oder Flecken (die für Hunde oft auch lecker riechen), ob man rechts, links oder bunt ist... es ist Tieren egal.
Für sie zählt eigentlich nur, ob der Mensch Zeit für sie hat, sich
auf sie einstellen kann – und das es etwas zu mampfen gibt.
Auf den Titel bezogen möchte ich euch das Video hier ans Herz legen: http://www.youtube.com/watch?v=KuPNZFHGPTw
Das ist kurz vor ihrem Tod das Lieblingslied von Nicks Freundin Lena gewesen, die nun schon seit über 10 Jahren sein Schutzengel ist. Sie wollte immer eine große Reiterin werden... leider ist sie nur 6 Jahre alt geworden.
Euch allen ein schönes Wochenende!
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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.